Brittani Sonnenberg
Brittani Sonnenberg wurde 1981 in Hamburg als Kind amerikanischer Eltern geboren, wuchs u. a. in Philadelphia, London, Atlanta und Minneapolis auf und verbrachte den Großteil ihrer Schulzeit in Schanghai und Singapur. Sie studierte englische Literaturwissenschaften an der Harvard University und erlangte anschließend einen Master of Fine Arts in fiktionalem Schreiben an der University of Michigan. Als Journalistin war sie u. a. für das »Berlin Journal« der American Academy, »Time Magazine«, »Cambodia Daily« sowie für Associated Press in Deutschland, China und Südostasien tätig. Außerdem verfasste sie regelmäßig Beiträge für die von Anna Winger konzipierte und vom amerikanischen National Public Radio gesendete Serie »Berlin Stories«. Des Weiteren lehrte sie als Gastdozentin kreatives Schreiben an der University of Michigan, am Carelton College und zuletzt an der University of Hong Kong. Am Internationalen Journalistenkolleg der Freien Universität Berlin arbeitete sie als Fellow des Jahrgangs 2009/2010 an dem Projekt »Untangling Berlin’s Legacy of American Occupation«.Sonnenbergs erste publizierte Kurzgeschichte »Tierney’s Gourmet« erschien in der renommierten, vom Emerson College herausgegebenen Literaturzeitschrift »Ploughshares« (Winter 2003/2004). Weitere Kurzprosa wurde auf die Shortlist der »Best American Short Stories 2004« gesetzt und in die Anthologie »O. Henry Prize Stories 2008« aufgenommen, wie zum Beispiel die Erzählung »Taiping«, in der Sonnenberg – rekurrierend auf eine Reiseerfahrung in Malaysia – das zweifelhafte Vermächtnis des westlichen Kolonialismus anhand des Verhältnisses zwischen einem Gastwirt und dessen jugendlichem Gehilfen spiegelt. Ihr Romandebüt »Home Leave« (2014; dt. »Heimflug«, 2014), eine sich über mehrere Kontinente und Generationen erstreckende, fragmentarische Familienchronik, trägt ebenso deutlich autobiografische Züge. In multiperspektivisch aufgefächerten Episoden illustriert Sonnenberg die Geschichte der aus Mississippi und Indiana stammenden Kriegsteins – einer Familie »chronischer Expatriates«, überträgt man die Selbstdiagnose der Autorin auf ihre gleichfalls weit gereisten Figuren. Der international operierende Konzern, bei dem der Vater in leitender Position angestellt ist, diktiert die Stationen, zu denen Hamburg, London, Atlanta, Schanghai und Singapur zählen. Dem daraus resultierenden Gefühl der Heimatlosigkeit steht eine Vertrautheit der individuellen Details augenscheinlich sich gleichender Transiträume gegenüber. Jenen kosmopolitischen Widerspruch von Fern- und Heimweh vermittelt Sonnenberg in stilistischer Vielgestaltigkeit, die von der Personifikation des Elternhauses über rein dialogische Passagen bis hin zur Aufarbeitung der Emigration der Urgroßmutter (aus dem Hannoveraner Umland nach New York) reicht.Für diesen welt- und zeitumspannenden Erstling wurde ihr das Lob u. a. von Karen Russell, Ha Jin und Wim Wenders zuteil. Sonnenberg lebt in Berlin.
Heimflug
Arche
Zürich/Hamburg, 2014
[Ü: Patricia Klobusiczky]