Bregje Hofstede
Bregje Hofstede wurde 1988 in der niederländischen Stadt Ede geboren. Ihr Studium der Kunstgeschichte und Romanistik in Utrecht, Paris und Berlin schloss sie 2012 mit einem Master in Forschung ab, der Studierende in den Niederlanden für eine Karriere als wissenschaftliche Mitarbeiter vorbereitet oder als Auftakt zu einer Promotion dient. Ihre Abschlussarbeit schrieb sie dabei über die Kunst der Illustration im Werk des russisch-französischen Pioniers des Zeichentrickfilms Alexandre Alexeieff.
Kurzgeschichten und Essays von Hofstede erschienen in dem niederländischen Literaturmagazin »Hollands Maandblad«, das ihre Arbeit 2012/2013 mit seinem jährlichen Förderstipendium auszeichnete. Für das Literaturfestival »Crossing Border« in Den Haag beschrieb sie 2014 in einem kurzen, von der Übersetzerin Alice Paul ins Englische übertragenen Text, wie ihr ein Jahr zuvor ihr Notizbuch während der Biennale in Venedig beim Schreiben an einem Kanal ins Wasser gefallen war. Nachdem sie es wieder herausgefischt hatte, verbrachte sie Stunden damit, die Spuren der verwaschenen Tinte und der Abdrücke ihres Füllers zu rekonstruieren, in Panik darüber, dass etwas Wichtiges verloren gegangen sein könnte. Am Ende gab sie auf, nicht ohne vorher 50 000 Wörter in einer Nacht zu tippen, um neue Erinnerungen an die vergangenen Wochen zu schaffen. Dieses Erlebnis führte ihr vor Augen, warum sie schreibt: um aus der zeitlichen und räumlichen Distanz einen klareren Blick auf ihre Erfahrungen zu erhalten. Auch in ihrem Debütroman »De hemel boven Parijs« (2014; dt. »Der Himmel über Paris«, 2015) gerät das geordnet scheinende Leben eines Professors für Kunstgeschichte aus den Fugen, als eine niederländische Austauschstudentin Erinnerungen an eine vergessen geglaubte große Liebe in ihm wachruft. Da beide die Angst vor dem Scheitern verbindet, sieht er die Chance, seiner Studentin zu etwas zu raten, wozu er selbst nie den Mut gehabt hat, wird aber auch von ihr bestärkt, endlich das zu tun, wonach er sich heimlich sehnt. Dabei erzählt die Autorin sowohl aus der Perspektive der jungen Frau als auch – und ebenso überzeugend – aus der Sicht des älteren Mannes. Eine Kritik im »Münchner Merkur« lobte entsprechend, dass Hofstede detailliert und einfühlsam und vor allem mit gehörig überraschenden Wendungen erzähle, was man mit seinem Leben anfangen kann und wo man sich selbst im Weg steht. Die »Aachener Nachrichten« kamen in ihrer Rezension zu dem Schluss, »Der Himmel über Paris« sei ein »außergewöhnlicher Roman in einer prägnanten, schwungvollen Sprache«.
Das erste größere Werk der Autorin, zu dem auch ein Film geplant ist, wurde 2015 in den Niederlanden für den Libris Literatuurprijs und die Gouden Boekenuil nominiert. Hofstede lebt und arbeitet als Schriftstellerin und Kunsthistorikerin in Amsterdam.
Alexander Alexeïeff and the Art of Illustration
[Masterarbeit]
Universität Utrecht
Utrecht, 2012
[http://dspace.library.uu.nl/handle/1874/249082]
Der Himmel über Paris
C. H. Beck
München, 2015
[Ü: Heike Baryga]