Basma Abdel Aziz
- Ägypten
- Zu Gast beim ilb: 2018
Basma Abdel Aziz, geboren 1976 in Kairo, ist eine mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin, Künstlerin und Psychiaterin, spezialisiert auf die Behandlung von Folteropfern. Als ausdauernde Kritikerin der Unterdrückung durch die ägyptische Regierung und Kämpferin für die Menschenrechte hat sie sich früh den Nickname »the rebel« verdient. Als Autorin veröffentlichte sie sowohl Belletristik als auch Sachbücher. 2016 wurde sie aufgrund ihres Debütromans »Al-Tabuur« (2013; Ü: Die Warteschlange), dessen englische Übersetzung »The Queue« (2016) auch auf der Longlist für den Best Translated Book Award 2017 und auf der Shortlist für den TA First Translation Prize 2018 stand, vom Magazin »Foreign Policy« zu einer der wichtigsten Vertreter*innen globalen Denkens erklärt, und 2018 bezeichnete das Gottlieb Duttweiler Institut sie als eine der wichtigsten Influencer der öffentlichen Meinung in den arabischen Ländern.
Abdel Aziz’ Kurzgeschichten wurden 2008 mit dem Sawiris Cultural Award und dem Preis der General Organization for Cultural Palaces ausgezeichnet. In ihrem Debütroman zeichnet sie ein Porträt des Autoritarismus. Auch wenn der Ort des Geschehens nicht näher bezeichnet wird, handelt es sich zweifelsfrei um Ägypten. Erzählt wird aus der Perspektive von Durchschnittsbürgern, die nach einem gescheiterten Volksaufstand gezwungen sind, sich vor einem Tor (hinter dem sich die zentrale Macht verbirgt) in die Schlange zu stellen, damit ihre grundlegenden Bedürfnisse befriedigt werden. Die dort Versammelten repräsentieren alle Bevölkerungsschichten, und unter ihnen ist auch der durch eine Kugel verletzte Yahya, dem die Behandlung in einem privaten Krankenhaus verweigert wurde, weil Ärzte ohne Sondergenehmigung keine Schussverletzungen behandeln dürfen. Also besteht sein Protest darin zu überleben – in der allgemeinen Warteschlange. Das autoritäre System wird nicht nur vom Staat getragen, auch religiöse Kräfte erhalten es aufrecht, im Roman personifiziert durch den »Hohen Scheich«, der Yahya einredet, die tödliche Kugel müsse als gottgegeben hingenommen werden. Selbstverständlich ist auch ein Mobilfunkdienstleister in das repressive System integriert, damit der Staat alle Nutzer abhören kann. »The Queue« wurde mit Kafkas Werken und Orwells »1984« verglichen, auch wenn es sich hier nicht um eine Dystopie handelt, sondern eher um ein zugespitztes Gesellschaftsporträt nach dem Arabischen Frühling. Abdel Aziz verfasste außerdem eine soziologische und historische Studie »Temptation of Absolute Power« (2009; Ü: Die Versuchung der absoluten Macht), die die Gewalt gegenüber ägyptischen Bürgern durch Polizei und Sicherheitsbehörden dokumentiert und analysiert und für die sie den Ahmed Bahaa-Eddin Award erhielt.
Ihre Arbeiten als bildende Künstlerin wurden u. a. im Mahmoud Mokhtar Museum und in privaten Ateliers gezeigt. Sie lebt in Kairo.
Ashan Rabbena Yesahhel
Merit
Kairo, 2007
Zakerat Al-kahr
Dar El-Tanweer
Kairo, 2014
Satwat Al-Nass
Sefsafa
Gizeh, 2016
The Queue
Melville House
New York 2016
[Ü: Elisabeth Jaquette]
Hona Badan
Al Mahrousa
Kairo, 2018