Ayu Utami
- Indonesien
- Zu Gast beim ilb: 2003, 2004
Ayu Utami wurde 1968 in Bogor, nahe der indonesischen Hauptstadt Jakarta, geboren. Sie gehört zu den prominentesten Vertretern einer neuen Generation indonesischer Schriftsteller, die sich schon vor dem Ende der Suharto-Herrschaft offen mit den sozialen und kulturellen Konflikten des Inselstaates auseinandersetzte und heute den Aufbruch in die Demokratie mit kritischer Stimme begleitet. Bereits während ihres Studiums der Russischen Sprache und Literatur and der Universitas Indonesia in Jakarta begann Utami damit, Reportagen und Essays in verschiedenen Zeitschriften zu publizieren. Als Mitbegründerin einer Vereinigung unabhängiger Journalisten, die von der Regierung für illegal erklärt wurde, belegte man sie 1994 mit einem Berufsverbot und verhaftete einige ihrer Kollegen. Im Untergrund führte sie ihre journalistische Arbeit fort, unter anderem als anonyme Verfasserin eines Schwarzbuchs über die Korruption des Suharto-Regimes.
Mit ihrem Debütroman »Saman« (1998) gelang Ayu Utami nicht nur der Durchbruch als Schriftstellerin, vielmehr erreichte das Buch in ihrer Heimat sogar Höchstauflagen und wurde als literarische Sensation gefeiert. »Saman« erschien nur wenige Wochen vor der Entmachtung General Suhartos, gleichsam als Vorbote des politischen Wandels. Die Offenheit, mit der die junge Autorin gesellschaftliche Tabus behandelte, stellte einen Bruch mit der bisherigen indonesischen Literatur dar: Utami schrieb freizügig über Liebe und Sexualität, thematisierte das schwierige Verhältnis zwischen Muslimen und Christen sowie den Hass auf die chinesische Minderheit. Im Zentrum ihres Romans steht die Geschichte eines katholischen Priesters, der über sein Engagement für unterdrückte Kleinbauern zum indonesischen Widerstand stößt, sich dabei verliebt, sein Priesteramt aufgibt und nach New York emigriert. Gleichzeitig wird das Schicksal einer Gruppe junger Frauen erzählt, die selbstbewusst über ihr Leben bestimmen und sich den traditionellen Rollenzuweisungen verweigern.
Utami schreibt in einer lebendigen und modernen Prosa, in der sich auch die reiche indonesische Tradition der mündlichen Überlieferung widerspiegelt. Virtuos wechselt die Autorin zwischen verschiedenen Erzählperspektiven, Schauplätzen und Zeitebenen, verknüpft Traumsequenzen und alte Mythen mit Schilderungen der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse im Indonesien der neunziger Jahre. »Saman« bildet den Anfang eines Romanzyklus, dessen zweiter Teil 2001 unter dem Titel »Larung« erschien. 1998 wurde »Saman« als bester indonesischer Roman ausgezeichnet, im Jahr 2000 erhielt Utami den renommierten Prins Claus Prijs der Niederländischen Regierung, 2007 war sie ein Gast von P.E.N. World Voices in New York. Ayu Utami, deren Werk in mehrere Sprachen übersetzt wurde, ist seit 1998 Mitherausgeberin des Kulturmagazins »Kalam«. Die Mitbegründerin der Indonesischen Allianz unabhängiger Journalisten arbeitet außerdem für den unabhängigen Radiosender 68H und das Kunstzentrum Komunitas Utan Kayu. Sie lebt in Jakarta.
© international literature festival berlin
Saman
KPG
Jakarta, 2001
Larung
KPG
Jakarta, 2001
Larung
Breda
De Geus, 2001
Übersetzung: Maya Sutedja-Liem, Monique Soesman
Saman missie
De Geus
Breda, 2001
Übersetzung: Maya Sutedja-Liem, Monique Soesman
Si parasit lajang
GagasMedia
Jakarta, 2003