![Portrait Armin Senser](https://literaturfestival.com/wp-content/uploads/portrait_senser.jpeg)
Armin Senser
- Deutschland, Schweiz
- Zu Gast beim ilb: 2017
Der Schweizer Lyriker und Schriftsteller Armin Senser wurde 1964 in Biel geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik und Linguistik an der Universität Bern. 1998 zog er nach Berlin.
Seine frühe Lyrik erschien in den Anthologien »Swiss Made. Junge Literatur aus der deutschsprachigen Schweiz« (2001) und »Natürlich die Schweizer!« (2002) sowie in dem Gedichtband »Großes Erwachen« (1999). Als Reminiszenz an literarische Vorbilder enthält sein Debüt u. a. ein Gedenkgedicht an Joseph Brodsky, einen »Brief an W. H. Auden« und eine Erinnerung an Rilke. Ohne sich den Schemata von Reimen oder Rhythmen zu unterwerfen, sind die Gedichte in einer Art »lyrischem Essayismus« (FAZ) verfasst und gehen stets von einem Bild oder einer Empfindung aus: »Jedes Gedicht braucht einen Haltepunkt im Sinnlichen, einen Bezugspunkt zum Vertrauten.« Auch im darauffolgenden Band »Jahrhundert der Ruhe« (2003) gibt es Bezüge zu Ovid, Schiller oder Mandelstam. Senser folgt den feinsten Impulsen seiner Wahrnehmung, verankert diese Betrachtungen im Sinnlichen und weist darüber hinaus in die Metaphysik. In »Kalte Kriege« (2007) steht die Gegenwart im Blickpunkt. Ohne sich in Tagespolitik zu ergehen, sind Sensers Gedichte über den friedlosen Beginn des 21. Jahrhunderts gleichzeitig politisch konkret und kreatürlich zeitlos. In seinem in gereimten Langzeilen geschriebenen Roman »Shakespeare« (2011) widmet sich Senser dem englischen Nationaldichter. Die fiktive Biografie, die sich gleichwohl bekannter biografischer Eckdaten bedient, erzählt in 62 Kapiteln von Kindheit und Schulzeit in Stratford, der Heirat mit Anne Hathaway, dem Aufbruch nach London und dem düsteren Alltag der Armut. Senser zeigt eine zwischen dem ausschweifenden Leben in London und einer beschaulichen Existenz im Kreis der Familie zerrissene Persönlichkeit, die am Ende um eine Gewissheit der Lebensbeichte ringt: »Was / ist wahr? Wenn uns die Worte fehlen, um unseren Gefühlen / gerecht zu werden. Wenn wir den Worten überlassen, was / keine braucht. Was ist dann wahr?« In den formstrengen, prosaischen Langzeilen von »Liebesleben« (2015) führt das lyrische Ich, abgesehen von einer Hommage an den Künstler Caravaggio sowie Bezügen zu Warhol und Vergil, auch einen Dialog mit Dante Alighieri. Im selben Jahr erschien Sensers Essayband »Priester und Ironiker. Über Literatur«. In seinem jüngsten Werk »Sensus« (2016) reflektiert er über das Scheitern als grundlegende menschliche Eigenschaft und beschreibt eine dem Scheitern folgende, langsame Rückkehr ins Leben.
Armin Senser ist auch als Übersetzer und Dramatiker tätig. Für sein literarisches Schaffen wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter mit dem Buchpreis des Kantons Bern, dem H. C. Artmann-Stipendium der Stadt Salzburg und dem Poesiepreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. Der Autor lebt in Berlin.
Großes Erwachen
Hanser
München, 1999
Jahrhundert der Ruhe
Hanser
München, 2003
Kalte Kriege
Hanser
München, 2007
Shakespeare
Hanser
München, 2011
Liebesleben
Hanser
München, 2015
Priester und Ironiker. Über Literatur
Klever
Wien, 2015
Kolumbianischer Tango. Eine Reise
Hanser
München, 2015
Sensus. Chronik des Scheiterns
Edition Korrespondenzen
Wien, 2016