Antonio Muñoz Molina
Antonio Muñoz Molina, 1956 im andalusischen Úbeda geboren, studierte Journalismus in Madrid und Kunstgeschichte in Granada. Dort arbeitete er für die Stadtverwaltung und veröffentlichte neben ersten Artikeln auch seinen preisgekrönten Debütroman »Beatus ille« (1986; dt. »Beatus ille oder Tod und Leben eines Dichters«, 1989) über die Suche eines jungen Doktoranden nach den Spuren eines im Bürgerkrieg zum Tode verurteilten republikanischen Dichters. Den Durchbruch erzielte Muñoz Molina mit seinem zweifach ausgezeichneten Roman »Un invierno en Lisboa« (1987; dt. »Der Winter in Lissabon«, 1991), einer Mischung aus Liebesgeschichte, Krimi und Hommage an die Jazzmusik, in deren Mittelpunkt der Pianist Santiago Biralbo und seine Geliebte Lucrecia stehen, Frau eines auf Kunstdiebstähle spezialisierten Kleinkriminellen. International bekannt wurde der Autor durch den autobiografisch geprägten Roman »El jinete polaca« (1991; »dt. Der polnische Reiter«, 1995), für den er den wichtigsten spanischen Literaturpreis Premio Planeta erhielt. Der auf unterschiedlichen Zeitebenen virtuos komponierte Roman beleuchtet mit hoher sprachlicher Intensität das letzte Jahrhundert spanischer Historie. Der Protagonist Manuel, Dolmetscher in New York, rekonstruiert Stück für Stück die Geschichte von Mágina, seinem fiktiven Geburtsort in Andalusien. Muñoz Molinas besonderes Interesse gilt dem Spanischen Bürgerkrieg, dem Franquismus und der anhaltenden inneren Zerrissenheit der spanischen Gesellschaft. Auch sein überaus dichtes jüngstes Werk »La noche de los tiempos« (2009; dt.: »Die Nacht der Erinnerungen«, 2011) legt Zeugnis ab von der konfliktreichen jüngeren Geschichte Spaniens. Der Architekt Ignacio Abel erinnert sich während seiner langen Flucht von Madrid in die USA im Jahr 1936 an seine leidenschaftliche Affäre mit der Amerikanerin Judith. Vor dem Hintergrund der Fanatismen der damaligen Zeit verknüpft Muñoz Molina meisterhaft die Einzelschicksale mit der Historie des Bürgerkriegs. »Mir hat es nicht gereicht nachzulesen, wie diese Welt war. Da ich sie nicht selbst erlebt habe, musste ich sie mir erfinden, und das kann man nur in einem Roman«, so der Autor.
Muñoz Molinas umfangreiches belletristisches Werk – es umfasst zwanzig Romane und Erzählbände – ist in zwanzig Sprachen übersetzt, vielfach preisgekrönt (u. a. Premio de la Crítica, 1988, Premio Nacional de Narrativa, 1988 und 1992) und zum Teil verfilmt worden. Er hat zudem zahlreiche Essaybände und Artikel veröffentlicht und schreibt regelmäßig Blogeinträge. 1995 ist er als erster Vertreter einer neuen Generation spanischer Autoren in die Real Academia Española berufen worden. Muñoz Molina lebt mit seiner Frau Elvira Lindo in Madrid und New York City, wo er von 2004 bis 2006 das Instituto Cervantes leitete.
© internationales literaturfestival berlin
Beatus ille oder Tod und Leben eines Dichters
Rowohlt
Reinbek b. Hamburg, 1989
[Ü: Heidrun Adler]
Der Winter in Lissabon
Rowohlt
Reinbek b. Hamburg, 1991
[Ü: Heidrun Adler]
Der polnische Reiter
Rowohlt
Reinbek b. Hamburg, 1995
[Ü: Willi Zurbrüggen]
Sepharad. Ein Roman voller Romane
Rowohlt
Reinbek b. Hamburg, 2004
[Ü: Willi Zurbrüggen]
Die Nacht der Erinnerungen
DVA
München, 2011
[Ü: Willi Zurbrüggen]