Antjie Krog
- Südafrika
- Zu Gast beim ilb: 2001, 2004, 2013
Antjie Krog wurde 1952 geboren und wuchs auf einer Farm im Oranjefreistaat, Südafrika, auf. Sie studierte Afrikaans, Philosophie und Englisch an der University of the Orange Freestate, erwarb einen Master an der University of Pretoria und ein Lehrerdiplom an der University of South Africa. Krog leitete u. a. Workshops in ländlichen Gegenden für den South African Congress of Writers.
Mit ihrem ersten Lyrikband »Dogter van Jefta« (1970; Ü: Jephtas Tochter) provozierte die in Afrikaans schreibende Autorin durch ihre tabulose Schreibweise die literarische Öffentlichkeit. Neben Gedichtbänden und Kinderbüchern verfasste sie einen literarischen Bericht über die Anhörungen der Wahrheitskommission, über die sie zuvor zwei Jahre lang als Radiojournalistin berichtet hatte. Mit »Country of My Skull« (Ü: Land meines Schädels) über die Truth and Reconciliation Commission, die nach dem Zusammenbruch des Apartheid-Regimes den Versuch unternahm, unter Verzicht auf juristische Verurteilung die Vergangenheit des Landes aufzuarbeiten, erlangte Antjie Krog 1998 internationale Anerkennung. In semifiktionalen und dokumentarischen Passagen berichtet sie auf einfühlsame Weise über diese historisch einmalige Auseinandersetzung zwischen Opfern und Tätern, die sich Verzeihen und Versöhnung zum Ziel gesetzt hatten. Für dieses Buch, das auch verfilmt wurde, ehrte man sie u. a. mit dem Preis der Hiroshima Foundation for Peace and Culture 2000. Im selben Jahr erschien »Down to My Last Skin« (Ü: Bis auf meine letzte Haut), Krogs erster Gedichtband auf Englisch. Mit »A Change of Tongue« (Ü: Eine andere Sprache) (2003) und »Begging to be Black« (Ü: Darum bitten, schwarz zu sein) (2009) veröffentlichte die Autorin zwei weitere literarische Berichte. »A Change of Tongue« ist eine Bestandsaufnahme Südafrikas während der ersten zehn Jahre nach der Apartheid. Durch die Collage von heterogenem Material – Interviews, Fragmente aus Gedichten, Kinderreimen, Briefen und Zeitungsartikeln – eröffnet sie eine Vielzahl ungewöhnlicher Perspektiven auf die Chancen und Risiken einer radikalen Veränderung. 2013 erschien ihr Gedichtband »Skinned: Poems« (Ü: Gehäutet. Gedichte), eine Sammlung neuer sowie älterer Lyrik, darunter ein langes episches Gedicht über die um 1800 in Kapstadt lebende Schottin Lady Anne Barnard, die die Lyrikerin als Symbolfigur des Kolonialismus darstellt.
Antjie Krog wurde für ihre Lyrik und Prosa sowie für ihre dokumentarischen Texte mit den wichtigsten Literaturpreisen Südafrikas ausgezeichnet. Ihre Werke wurden in fünf europäische Sprachen – bisher jedoch noch nicht ins Deutsche – übersetzt. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit übersetzte Krog auch verschiedene Werke ins Afrikaans, darunter Nelson Mandelas Autobiografie »Long Walk to Freedom« sowie Schriften aus verschiedenen indigenen südafrikanischen Sprachen. Antjie Krog lebt mit ihrer Familie in Kapstadt. Derzeit ist sie Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Country of My Skull
Random House
Johannesburg, 1998
Down to My Last Skin
Umuzi
Kapstadt, 2000
A Change of Tongue
Random House
Kapstadt, 2003
Begging to be Black
Zebra Press
Kapstadt, 2009
Skinned: Poems
Seven Stories Press
New York, 2013