Andri Snær Magnason
- Island
- Zu Gast beim ilb: 2014, 2020
Andri Snaer Magnason wurde 1973 in Reykjavík geboren und studierte Isländische Literatur. Nachdem er sich in seiner Abschlussarbeit mit dem Lyriker Ísak Harðarson beschäftigt hatte, erforschte er am Árni-Magnússon-Institut als weiteren Teil des kulturellen Erbes seines Landes eine Sammlung von Tonaufnahmen isländischer Volkspoesie. In Zusammenarbeit mit dem Label Bad Taste mündete dieses durch den isländischen Präsidenten ausgezeichnete Projekt in der Veröffentlichung einer CD (»Raddir«, 1998; Ü: Stimmen).
Für seinen Gedichtband »Bónusljóð« (1996; dt. »BÓNUS. Supermarktgedichte«, 2011) fand Magnason ebenfalls einen außergewöhnlichen Weg, Kultur einer breiten Öffentlichkeit näherzubringen: Bónus, die einzige Supermarktkette des Landes, verkaufte sein Werk, und das mit sehr großem Erfolg. Ein weiteres Anliegen von Magnason ist der Schutz von Umwelt und Natur. In seinem Kinderbuch »Sagan af bláa hnettinum« (1999; dt. »Die Geschichte vom blauen Planeten«, 2011) erzählt er, wie die nicht alternden kindlichen Bewohner eines erdähnlichen Planeten mit ihrer Jugend dafür bezahlen, dass ihnen ein Handelsreisender durch Technik das Fliegen ermöglicht. Als die Hauptfiguren Brimir und Hulda entdecken, dass ihr Vergnügen nur auf Kosten anderer Kinder möglich ist, die auf einer durch die Eingriffe in die Natur entstandenen Schattenseite des Planeten ums Überleben kämpfen, setzen sie alles daran, ihre gemeinsame Welt zu retten. Auch in seinem Roman »LoveStar« (2002; dt. 2010) beschäftigt sich Magnason anhand einer Zukunftsgesellschaft, in der Daten direkt in die Köpfe der Menschen übertragen werden und diese so von Geräten befreit sind, mit dem zunehmend schwieriger werdenden Verhältnis von Realität und Virtualität. Dass er neuen Medien wie Computerspielen dabei nicht ablehnend, sondern vielmehr interessiert-hinterfragend gegenübersteht, zeigte sich u. a. darin, dass er sich zusammen mit den Entwicklern des Spiels »EVE Online« gegen die Zerstörung der isländischen Wildnis durch die Aluminiumindustrie wandte. Seine Protesterfahrungen verarbeitete Magnason in dem Sachbuch »Draumalandið« (2006; dt. »Traumland. Was bleibt, wenn alles verkauft ist?«, 2011), bevor er 2009 als Co-Regisseur an einem gleichnamigen Dokumentarfilm beteiligt war. Sein »Selbsthilfebuch für eine verängstigte Nation« (Untertitel der englischen Ausgabe) erhielt 2006 den Isländischen Literaturpreis sowie 2010 den Europäischen Kulturpreis Kairos. Auch sein aktueller Roman »Tímakistan« (2013; Ü: Zeit-Box) gewann 2013 den Isländischen Literaturpreis als bestes Kinder- und Jugendbuch. Er handelt von seinem verrückten König, der nach der ganzen Welt auch noch die Zeit zu bezwingen trachtet, und enthält Anspielungen auf die globale Finanzkrise.
Andri Snaer Magnason lebt in Reykjavík.
Draumalandið
Mál og menning
Reykjavík
2006
Übersetzung:
Traumland
Orange Press
Freiburg im Breisgau
2011
[Ü: Stefanie Fahrner]
Um tímann og vatnið
Mál og menning
Reykjavík
2019
Übersetzung:
Wasser und Zeit
Insel Verlag
Berlin
2020
[Ü: Tina Flecken]