Alonso Cueto
- Peru
- Zu Gast beim ilb: 2004
Alonso Cueto wurde 1954 in Lima, Peru, geboren. Nach seinem Studium an der Universidad Católica de Perú, das er 1977 abschloss, lebte er als Englischlehrer in Madrid und reiste durch Europa. 1979 nahm er in Austin, Texas, ein Master- und Promotionsstudium auf. Er graduierte 1984 mit einer Dissertation über das Gesetz des Alters und die Stadt in den Kurzgeschichten des uruguayischen Autors Juan Carlos Onetti. Cuetos literarisches Debüt erschien 1983 unter dem Titel „La batalla del pasado” (Ü: Die Schlacht des vergangenen Jahres). Den darin vereinigten Erzählungen, die sich dem Leben peruanischer Exilanten in Europa und den Vereinigten Staaten widmen, wird wegen ihrer Thematik oft eine Nähe zu Henry James nachgesagt. Der Band wurde zudem mehrfach als eines der bedeutendsten Bücher moderner peruanischer Literatur bezeichnet. Größtenteils jedoch steht die Mittelklasse Limas, die bald Cuetos wichtigste Inspirationsquelle wurde, im Zentrum seines Werkes. Seine Protagonisten wurden dabei immer weniger nostalgisch und nachdenklich, statt dessen lebhafter und alltäglicher, was sie der Tradition Raymond Carvers näher bringt als derjenigen von Julio Ramón Ribeyro und Mario Vargas Llosa, bei denen die bourgeoise Mittelklasse eher heroisch und anrührend erscheint. Cueto entwickelte sich zum Neorealisten, der sich inmitten des Stumpfsinns des täglichen Lebens auf die Suche nach der einfachen Menschlichkeit begibt. Die größte Sehnsucht eines Schriftstellers sei es, so Cueto, seine Figuren zum Leben zu erwecken. In einem anderen Interview sagte er, seine literarische Heimat finde er am ehesten in der hintergründigen Einfachheit von Cervantes. Sein Ton ist oftmals zurückgenommen. Cueto erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Anna-Seghers Preis für sein Gesamtwerk (2000) und ein Stipendium der John Simon Guggenheim Memorial Foundation (2002). Für seinen ersten Roman „El tigre blanco“ (Ü: Der weiße Tiger) gewann er 1985 den Premio Wiracocha. Jurymitglieder waren Mario Vargas Llosa, Julio Ramón Ribeyro und Blanca Varela.
Sein Roman „Grandes miradas“ (2003; Ü: Große Blicke) spielt in den letzten Monaten der Diktatur von Präsident Fujimori und erzählt die wahre Geschichte eines Richters, der 2000 einem Attentat zum Opfer fiel, nachdem er sich der Korruption verweigert hatte. Angeblich wurde die Ermordung von Vladimiro Montesinos, dem früheren Geheimdienstchef und engsten Berater Fujimoris, in Auftrag gegeben. Auch diese Figur wurde nach der Realität gezeichnet. Im Roman schwört die Freundin des getöteten Richters Rache und will Montesinos umbringen lassen. Nach vielen Intrigen und unerwarteten Wendungen endet das Buch mit dem Sturz der Regierung.
Alonso Cueto ist derzeit Kolumnist der Tageszeitung „Peru 21“ und Professor für Journalistik an der Universität für Angewandte Wissenschaften in Lima. Außerdem leitet er ein Programm von Schreibwerkstätten am Kulturzentrum der Universidad Católica de Perú.
© internationales literaturfestival berlin
El tigre blanco
Wiracocha-Diselpera
Lima, 1985
La batalla del pasado
Apoyo
Lima, 1996
Deseo de noche
Apoyo
Lima, 1997
Los vestidos de una dama
Peisa
Lima, 1998
Demonio del mediodía
Peisa
Lima, 1999
Cinco para las nueve y otro cuentos
Alfaguara
Lima, 2000
El otro amor de Diana Abril
Peisa
Lima, 2002
Grandes miradas
Peisa
Lima, 2003
Amores de invierno
Planeta
Lima, 2006
Die blaue Stunde
Berlin Verlag
Berlin, 2007
Übersetzer: Elke Wehr