Almudena Grandes
- Spanien
- Zu Gast beim ilb: 2002
Almudena Grandes zählt zu den erfolgreichsten spanischen Autorinnen der Gegenwart. Sie wurde 1960 in Madrid geboren, wo sie Geographie und Geschichte studierte. Nach ihrem Studienabschluss arbeitete sie in einem Verlag und als Mitarbeiterin von „El País“. 1997 erhielt sie für ihr Gesamtwerk den italienischen Preis Rossone d’oro, 2002 den Premio Julián Besteiro de las Artes y las Letras. Ihre Bücher wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt.
Grandes‘ erster Roman „Las edades de Lulú“ (1989; dt. „Lulú. Die Geschichte einer Frau“) machte sie über Nacht berühmt und brachte ihr den Preis für erotische Literatur „La sonrisa vertical“ ein. Darin erzählt sie die Geschichte von Lulú, ihrer Pubertät und ihrem Erwachsenwerden im Spanien zur Zeit der Diktatur Francos. Früh macht Lulú ihre ersten sexuellen Erfahrungen, lässt sich von einem älteren Freund der Familie verführen und heiratet ihn. Nach der Trennung nehmen ihre Ausflüge in die Welten der rastlosen Lust immer zwanghaftere, bizarrere Formen an. Die Protagonistin scheint aus dem Strudel immer neuer, abwegiger Abenteuer keinen Ausweg mehr zu finden. Der erste in Spanien von einer Frau verfasste Erotikroman war Auslöser einer heftigen Debatte.
„Lulú“ ist der Entwicklungsroman einer starken weiblichen Heldin, die sich mit den Widersprüchen der Sexualmoral in der spanischen Gesellschaft konfrontiert sieht, jedoch nicht an ihnen zerbricht.
„Te llamaré Viernes“ (1991; dt. „Ich werde dich Freitag nennen“) handelt von Benito, einem Robinson Crusoe der Madrider Dachterrassen, den Inseln der Großstadt. Er verliebt sich regelmäßig in Frauen, die nur in seiner Phantasie existieren. Schließlich findet er in Manuela seinen „Freitag“, eine Frau, die vom Leben genug versteht, um seine hilflosen Herrschaftsphantasien letztendlich zu durchschauen.
Aus der Kurzgeschichte „Balkongespräch“ aus dem Erzählband „Modelos de mujer“ (1996; dt. „Sieben Frauen“) entstand der Film „Aunque tú no lo sepas“ von Juan V. Córdoba. Darin wird die Abenteuerreise einer Frau aus der Madrider Altstadt durch die Welt der neureichen Schickeria erzählt. In „Atlas de geografía humana“ (1988; dt. „Atlas der Liebe“) wird aus der Sicht von vier Frauen, die bei einem Verlag an einem Atlas der „Humangeographie“ arbeiten die Geschichte ihrer Vergangenheit, ihrer Arbeit, ihrer Liebesbeziehungen und ihrer Freundschaften erzählt, wobei sich die Perspektiven überkreuzen, parallel oder gegeneinander laufen.
In ihrem Buch „Los aires difíciles“ (2002; dt. „Die wechselnden Winde“, 2004) wendet sich Almudena Grandes von ihren früheren Ich-Erzählungen und von Madrid als Kulisse ihrer Geschichten ab. Ein Mann und eine Frau, zwei gescheiterte Großstädter, flüchten, unabhängig voneinander, in ein Dorf an der Bucht von Cádiz, wo die Präsenz der Landschaft die Erinnerung an die Vergangenheit in der Großstadt langsam verblassen lässt. Auf Deutsch erschien zuletzt ihr Roman „Castillos de carton“ (2004; dt. „Luftschlösser“, 2007).
© internationales literaturfestival berlin
Lulú. Die Geschichte einer Frau
Galgenberg
Hamburg, 1990
Übersetzung: Christiane Rasche
Ich werde dich Freitag nennen
Galgenberg
Hamburg, 1991
Übersetzung: Christiane Rasche und Harald Riemann
Sieben Frauen
Scherz
München, 1996
Übersetzung: Wanda S. Wild
Atlas der Liebe
Scherz
München, 1990
Übersetzung: Sybille Martin
Die wechselnden Winde
Rohwohlt
Reinbek, 2004
Übersetzung: Stefanie Gerhold, Sabine Giersberg, Petra Strien
El lado de la luz
Cornelsen
Berlin, 2004
Luftschlösser
Rohwohlt
Reinbek, 2007
Übersetzung : Sabine Giersberg