Alina Bronsky
- Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2017
Alina Bronsky wurde 1978 in Swerdlowsk, dem heutigen Jekaterinburg, als Tochter eines Physikers und einer Astronomin geboren. Anfang der neunziger Jahre kam sie nach Deutschland und lebte in Marburg und Darmstadt. Sie begann ein Medizinstudium, arbeitete dann aber als Texterin in einer Werbeagentur und als Redakteurin bei einer Tageszeitung.
Den Anfang ihres Debüts »Scherbenpark« (2008) las sie 2008 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt. Der Roman war für den Deutschen Jugendliteraturpreis sowie für den Aspekte-Literaturpreis nominiert, wurde als Theaterstück aufgeführt und 2013 unter der Regie von Bettina Blümner verfilmt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine 17-jährige Spätaussiedlerin, die in einem sozial schwierigen Umfeld lebt und deren Mutter im Streit von ihrem Stiefvater vor ihren Augen erschossen wird. Traumatisiert von der Gewalttat, plant sie ihren Stiefvater umzubringen, sobald er aus dem Gefängnis kommt, aber er erhängt sich in seiner Zelle, was sie in die Raserei treibt. Nach einem Krankenhausaufenthalt normalisiert sich jedoch die Situation, und ihr Gefühl der Entfremdung verschwindet allmählich. Der Roman wurde von der Kritik als hervorragende Milieustudie gelobt, vor allem für die Authentizität, die knappe Alltagssprache, die gelungene Komposition. Das Jugendbuch »Spiegelkind«, Auftakt einer geplanten Trilogie, veröffentlichte Bronsky 2012. Darin erzählt sie die fantastische Geschichte der 15-jährigen Juli, die nach dem Verschwinden ihrer Mutter erfährt, dass diese eine »Pheen« ist, also ein unsterbliches, besonders begabtes Wesen, unter den übrigen Menschen verhasst. Im zweiten Teil »Spiegelriss« (2013) spielt ein soziales Motiv stärker in die Handlung hinein: Eine gut situierte Schicht der Gesellschaft gerät unter Druck durch eine unterprivilegierte Schicht, die ihre Rechte einfordert. Nach dem Tod ihres Vaters lebt Juli mittlerweile in einem »Rudel« von Straßenkindern, fühlt sich aber als Außenseiterin. Der Weg zurück in ihre alte Welt ist unmöglich, dort drohen ihr Feindschaft und Verratsvorwürfe. Alina Bronsky schrieb auch Romane, die sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche empfohlen werden: »Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche« (2010), »Nenn mich einfach Superheld« (2013) sowie »Baba Dunjas letzte Liebe« (2015), der für den Deutschen Buchpreis nominiert war und sich um Tschernobyl dreht, in dessen Sperrzone einige Senioren einschließlich der Titelheldin ihren beschaulichen Lebensabend verbringen, bis die Ankunft von Fremden im Dorf eine Auflösung ihrer Gemeinschaft ankündigt. Zusammen mit Denise Wilk veröffentlichte Alina Bronsky außerdem das Sachbuch »Die Abschaffung der Mutter« (2016), in dem die Autorinnen pointiert und zugespitzt eine Revision des Frauen- und Mutterbildes in der westlichen Gesellschaft anmahnen.
Alina Bronsky lebt in Berlin.
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2008
Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2010
Spiegelkind
Arena
Würzburg, 2012
Spiegelriss
Arena
Würzburg, 2013
Nenn mich einfach Superheld
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2013
Baba Dunjas letzte Liebe
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2015
Die Abschaffung der Mutter
[mit Denise Wilk]
DVA
München, 2016