Ali Bader
- Irak, Jordanien
- Zu Gast beim ilb: 2009
Ali Bader wurde 1974 in Bagdad geboren. Zur Zeit des Ersten und Zweiten Golfkriegs leistete er seinen Militärdienst ab. Danach erlernte er an der Nationalen Handschriftensammlung in Bagdad Buchwesen und Restaurierung von Handschriften und studierte französische Literatur an der dortigen Universität.
Bader ist ein Chronist der jüngeren Geschichte des Irak und seiner Hauptstadt. In seinen Romanen zeichnet er die kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse nach: »Als kenntnisreicher und in der postkolonialen Theorie beschlagener Interpret der Geschichte schlägt Bader darin den Bogen von der Epoche des türkischen Imperialismus bis zum finalen Albtraum der Diktatur Saddam Husseins.« (NZZ) Zwar greift er das Genre des historischen Romans auf, erhebt aber den literarischen Realismus nicht zur Maxime. Vielmehr sind realistische Darstellung und Verfremdung miteinander verflochten.
2001 veröffentlichte Bader in Beirut seinen ersten Roman, »Baba Sartir« (Ü: »Papa Sartre«), durch den er international Bekanntheit erlangte. Auf satirische Weise rechnet er mit den irakischen Intellektuellen und ihrer hilflosen Imitation des französischen Existenzialismus ab. Nach einem gescheiterten Studium in Frankreich kehrt Abd ar-Rahman in den Irak zurück. Er beabsichtigt, eine existenzialistische Bewegung, ähnlich der seines Helden Jean-Paul Sartre, ins Leben zu rufen. Zu seiner Aufgabe fühlt er sich insbesondere durch seine äußerliche Ähnlichkeit mit diesem und die Heirat mit Germaine, der vermeintlichen Cousine des großen Philosophen, berufen.
2002 erschien sein Roman »Shita’ al-’a’ila« (Ü: Der Winter der Familie), der den Niedergang der Bagdader Aristokratie in den Fünfzigern thematisiert. Der Roman »al-Walima al-’ariya« (2004; Ü: Das nackte Gastmahl) schildert den Untergang der ottomanischen Machthaber und die Eroberung Bagdads durch britische Truppen zur Zeit des Ersten Weltkriegs und stellt in bewegender Weise die Folgen von Krieg und Despotie im Nahen Osten dar. In »al-Haris at-tabagh« (2008; Ü: Der Wächter des Tabaks) thematisiert er das kulturelle Leben nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen im Irak. Der Roman stand auf der Longlist für den Arabic Booker Prize 2009. Sein jüngster Roman »Muluk ar-rimal« (2009; Ü: Könige der Wüste) handelt vom Konflikt zwischen der irakischen Armee und den nomadischen Steppenbewohnern.
Ali Bader war zudem als Kriegskorrespondent für den Mittleren Osten und als Redakteur für das Literaturmagazin »Al-Talia« tätig. Er erhielt den Abu-l-Qasim ash-Shabi-Preis in Tunesien, den Staatlichen Literaturpreis in Bagdad, den Preis der Erzählerischen Kreativität in den Arabischen Emiraten und den Ibn-Battuta-Preis für zeitgenössische Reiseliteratur. Ali Bader lebt in Amman, Jordanien.
© internationales literaturfestival berlin
Shita’ al-’a’ila
al-Mu’assasa al-’arabiya
li-d-dirasat wa-n-nashr
Bagdad, 2002
al-Walima al-’ariya
Manshurat al-jamal
Köln/Beirut/Bagdad, 2004
al-Haris at-tabagh
al-Mu’assasa al-’arabiya
li-d-dirasat wa-n-nashr
Beirut, 2008
Papa Sartre
American University of
Cairo Press
Kairo/New York, 2009
[Ü: Aida Bamia]
Übersetzer
Aida Bamia