Ala Hlehel
Ala Hlehel (Alaa Hulaihil) wurde 1974 in Jesh in Galiläa geboren. Der palästinensische Israeli studierte Szenisches Schreiben in Tel Aviv und Kommunikationswissenschaft sowie bildende Kunst in Haifa. Anschließend arbeitete er als Moderator eines Radiosenders in Haifa, gründete zwei Zeitungen und war Chefredakteur von »Fasl Al-maqal«.
Neben Theaterstücken, Drehbüchern für Film und Fernsehen sowie fünf Romanen verfasste er viele Kurzgeschichten, die in Zeitschriften, Anthologien und im Internet veröffentlicht wurden, jedoch nur teilweise in englischer Übersetzung erschienen. Hlehels realistische, humorvolle Erzählungen bewegen sich in der Tradition der palästinensischen Literatur Emil Habibis und Ghassan Kanafanis. Von Alltagssituationen ausgehend, entwickeln sie oft einen parabelhaften oder surrealen Charakter und zeigen Scheinheiligkeit und Ungerechtigkeit, Absurdität und Vergänglichkeit auf. Die Geschichte »My Husband is a Busdriver« (Ü: Mein Mann ist Busfahrer), die in der Zeitschrift »Banipal 23« und in der Anthologie »Unbuttoning the Violin« (2006; Ü: Die Violine aufknöpfen) erschien, schildert die zunehmende Enttäuschung einer Frau über ihre Ehe, von der sie sich einst eine aufregende Zukunft versprach. Die Ich-Erzählung »The Passport« (Ü: Der Pass; aus der Anthologie »Madinah«, 2008) zeigt, wie die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Libanon den Alltag der Zivilbevölkerung bestimmen und jede Normalität verhindern. Hlehel schildert die albtraumhaften wie auch komischen Umstände bei der vergeblichen Bemühung des Erzählers, seinen Pass verlängern zu lassen, um nach Großbritannien zu einer Lesereise aufbrechen zu können. Das von Misstrauen geprägte Verhältnis zwischen jüdischen und palästinensischen Israelis ist Thema der Geschichte »The Bearded Man« (Ü: Der Bartträger), die in »World Literature Today« erschien. Die unmotivierte Barttracht des Ich-Erzählers führt zu einem wilden Erlebnisstrom aus ständiger Verdächtigung, Live-Berichterstattung eines Attentats und paranoider Schuldfantasie. Sein jüngster Roman »Au revoir Acre« (2014) behandelt die Belagerung von Akkon durch Napoleon 1799 und dekonstruiert das Verhältnis zwischen West und Ost.
Für seinen Roman »Al-Sirk« (2002; Ü: Der Zirkus) wurde Hlehel mit dem Preis der Qattan-Stiftung ausgezeichnet, die den Autor 2003 auch für seine Kurzgeschichtensammlung »Qissas li-awqāt al-hāğa« (Ü: Geschichten für Zeiten des Bedarfs) ehrte. Im selben Jahr war Hlehel Stipendiat am Royal Court Theatre in London. 2008 wurde an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin die szenische Lesung von »Ein ganz, ganz treuer Soldat« aufgeführt. 2013 unterzeichnete Hlehel, der mit Quadita.net die erste arabischsprachige Website mit verantwortet, die auch homosexuelle Literatur würdigt, einen internationalen Aufruf gegen die systematische Massenüberwachung in der digitalen Welt. Er lebt in Akkon im Norden Israels.
Al-Sirk
Kattan Foundation
Ramallah, 2002
Qissas li-awqāt al-hāğa
Dar al-Adab / Kattan Foundation
Beirut, 2003
My Husband is a Busdriver
Banipal 23
London, 2005
Unbuttoning the Violin
[Mit Mansoura Ezz Eldin,
Joumana Haddad, Abed Ismael]
Banipal
London, 2006
[Ü: Issa J Boullata, Anthony Calderbank, Nada Elzeer,
Marilyn Hacker, Paul Starkey