Agneta Pleijel wurde 1940 in Stockholm in einer schwedisch- indonesischen Familie geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie im schwedischen Lund und in den USA (New Jersey und Kalifornien). Zurück in Schweden studierte sie Philosophie, Literatur und Anthropologie. Nach dem Abschluss ihres Studiums arbeitete sie über Jahre als Kultur-Redakteurin und Literaturkritikerin in Stockholm und schrieb Theaterstücke. „Das Theater“, sagt sie, „nahm auf mich wichtigen Einfluss und war lange das literarische Genre, das mir am nächsten war.“ Nach mehreren Gedichtsammlungen und Theaterstücken erschien 1987 ihr erster Roman „Vindspejare. Boken om Abel målaren“ (dt. „Der Weg des Windes“, 1988), der in Schweden zum Bestseller wurde. Sie erhielt dafür mehrere Literatur pr eise, u.a. den „Nationalen Buch pr eis“. Er wurde in zahlreiche S pr achen übersetzt. Der Roman erzählt rückblickend von Vorfahren und Nachkommen des Malers Abel, der in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts Schweden verlässt, um in Indonesien, dem damaligen Niederländisch-Ostindien, sein Glück zu suchen. Zurück lässt er eine vielvers pr echende Karriere als Maler und seine Verlobte, die er bittet, auf ihn zu warten. Aber er kehrt erst nach dreißig Jahren wieder zurück, um eine Fülle exotischer Abenteuer reicher, jedoch aller Illusionen und Träume beraubt. Erzählt wird aus der Perspektive der Enkelin, deren Blick stark von eigenen Sehnsüchten und Träumen ge pr ägt ist, auf ihrer Suche nach der eigenen Identität. Abels Geschichte wird bis in seine Jugend und Kindheit zurückverfolgt. Dabei ist der Roman weniger Abenteuer- als Entwicklungsroman. Ein leitendes Motiv in ihrem Werk ist das Missverständnis zwischen einzelnen Menschen, die aufgrund verschiedener Sozialisationen an die Grenzen ihrer Verständigung gelangen. „Lord Nevermore“ erschien im Jahr 2000 (dt. „Lord Nevermore“, 2003) und wurde von der Kritik als eine der bedeutenden Neuerscheinungen bezeichnet. Darin wird die Geschichte zweier Freunde aus Polen erzählt, Bronislaw und Stanislaw, die stark an Personen angelehnt ist, die real existiert haben. Die reale Vorlage der Figuren bilden der Anthropologe Bronislaw Malinowski und sein Jugendfreund Stanislaw Witkiewicz, der ein ex pr essionistischer Maler war und in Polen auch heute noch als eine bedeutende Figur der Kunstgeschichte gilt. Die Autorin erhielt zahlreiche weitere Auszeichnungen, darunter den renommierten „Övralid-Preis“ für ihr Gesamtwerk (1999), den Selma Lagerlöf Literatur pr eis (2001) und den Gustaf Fröding Lyrik pr eis (2005). Agneta Pleijel lebt in Stockholm.
© internationales literaturfestival berlin