Adrian Mitchell wurde 1932 in London geboren. Er studierte am Christ Church College in Oxford und begann 1955 als Reporter und Theaterkritiker bei der „Oxford Mail“. 1957 wechselte er zum Londoner „Evening Standard“. Von 1963 bis 1965 arbeitete er als freier Musikjournalist für verschiedene Zeitungen. In dieser Zeit veröffentlichte er unter anderem das erste Interview mit den Beatles in einem überregionalen Blatt. Das Gespräch legte den Grundstein für eine anhaltende Freundschaft Mitchells mit Paul McCartney, aus welcher zuletzt die gemeinsame Publikation von Gedichten und Songtexten McCartneys unter dem Titel „Blackbird Singing“ (2001) hervorging.
Mitchells literarische Laufbahn begann 1961. Eine Erbschaft, die ihn für ein Jahr von den Zwängen der Erwerbstätigkeit befreite, ermöglichte ihm nicht nur, ein erstes Fernsehstück zu schreiben, sondern auch den Prosaerstling „If You See Me Comin’“ (1962; Ü: Wenn Du mich kommen siehst). Dem folgten bisher drei weitere Romane, zahlreiche TV-Drehbücher sowie eine Reihe von unkonventionellen Theaterstücken und Musicals für Erwachsene und Kinder, die – wie zunächst „Tyger“ (1971), ein musikalisches Schauspiel zu Leben und Werk William Blakes – mit großem Erfolg an den bedeutendsten Bühnen Großbritanniens uraufgeführt wurden. Auch das Libretto zu Peter Schats Oper „Houdini“ (1977) stammt aus Mitchells Feder. Darüber hinaus adaptierte der Autor beliebte Stoffe wie Ibsens „Peer Gynt“ (1995) oder Carrolls „Alice in Wonderland“ (2000) für das musikalische Theater. Einen Erfolg feierte er 1964 mit seiner Bearbeitung des Marat/Sade-Stücks von Peter Weiss für die Royal Shakespeare Company in der Regie von Peter Brook.
Besondere Berühmtheit aber erlangte Mitchell mit seiner Lyrik, die sich durch einen oft humorvollen Tenor, vor allem aber durch kritische Schärfe auszeichnet. Der Autor verband in seinen sprachlich schlichten, dennoch aber hoch melodiösen Gedichten ästhetisches Wirken stets unmittelbar mit politischen Zielsetzungen und bezog dabei zu den wichtigen Themen seiner Zeit Stellung. Unvergessen ist „To Whom It May Concern“, ein wütender Aufschrei gegen das von oben verordnete Schweigen zum Vietnamkrieg, den Mitchell 1965 bei einer Lesung Allen Ginsbergs in der Royal Albert Hall vortrug. In den neunziger Jahren trug Mitchell sein poetisches Lebenswerk aus fünf Jahrzehnten in drei Bänden zusammen, parallel dazu schrieb er verstärkt Gedichte und Geschichten für Kinder. Sein Kinderbuch „Daft as a Doughnut“ (2004; Ü: Doof wie ein Doughnut) wurde im Mai 2005 für den CLPE Poetry Award nominiert.
Adrian Mitchell starb am 20. Dezember 2008 in seiner Heimatstadt London.
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