Bora Chung
- Südkorea
- Zu Gast beim ilb: 2023
Bora Chung wurde 1976 in Seoul geboren. Sie begann ihre akademische Laufbahn an der Yonsei-Universität in Seoul, wo sie 2000 einen B.A. in Russischer Literatur und Englischer Literatur erwarb. Sie vertiefte ihr Wissen an der Yale-Universität und erwarb 2002 einen M.A. in Russischen und Osteuropäischen Studien, sowie 2009 an der Indiana University ihren Ph.D. in Slawischen Literaturen. Ihre Dissertation »Changing the Shape of Existence: Utopia in Andrei Platonov’s ›Chevengur‹ and Bruno Jasieński’s ›I Burn Paris‹« (tr: Die Form des Daseins verändern: Utopie in Andrej Platonows ›Tschewengur‹ und Bruno Jasieńskis ›I Burn Paris‹) zeigte ihr tiefes Verständnis der slawischen Literatur.
Mit ihrem starken Hintergrund in russischen und osteuropäischen Studien hat Chung eine einzigartige Nische in der literarischen Welt für sich erschlossen. Ihre Werke verbinden die komplexen Elemente der polnischen und russischen Literatur mit ihrer eigenen, unverwechselbaren Stimme, und meist geht es um existenzielle Themen. Ihr Debüt »Cursed Bunny« (2021; dt. »Der Fluch des Hasen«, 2023) zeigt sich als außergewöhnliche Mischung aus schwarzem Humor und groteskem Realismus. Das Werk, das 2022 für den International Booker Prize nominiert wurde, präsentiert die harten Realitäten des Lebens in einem dialogreichen Prosastil, gefüllt mit umgangssprachlichen Phrasen und unerwarteten Neologismen. »The Embodiment« (Ü: Die Verkörperung), ein Beispiel für ihren markanten Stil, der in »Der Fluch des Hasen« offenbar wurde, zeigt ihre Geschicklichkeit bei der Erforschung existenzieller Themen mit grimmigem Humor.
Ihre jüngste Veröffentlichung, »Semilla« (2023), markiert einen weiteren Meilenstein in ihrer produktiven Karriere. Wiederum stellt sie ihre Fähigkeit unter Beweis, komplexe Erzählungen um tiefgreifende existenzielle Fragen zu weben. Der renommierte Kritiker John Freeman bemerkte: »Chungs Prosa glänzt mit dunkler Brillanz, ihre Erzählung beleuchtet die Fremdartigkeit der Welt und die Fremdartigkeit in uns.«
Neben ihrer kreativen Arbeit hat Chung auch einen bedeutenden Beitrag zum akademischen Diskurs geleistet. Ihre wissenschaftliche Arbeit »The Writer as Translator in Andrei Bitov’s ›The Teacher of Symmetry‹« (tr. Der Schriftsteller als Übersetzer in Andrej Bitows ›Der Symmetrielehrer‹) erschien 2019 im »Slavic and East European Journal« und zeigt ihre analytische Stringenz.
Trotz der kritischen Anerkennung bleibt Chung bescheiden bezüglich ihrer literarischen Errungenschaften. Sie sagte einmal: »Ich sehe mich selbst als Vermittlerin, als Mediatorin zwischen verschiedenen Kulturen und Literaturen.«
Die Autorin lebt im südkoreanischen Pohang.
Der Fluch des Hasen
CulturBooks Verlag
Hamburg, 2023
[Ü: Lee Ki-Hyang]
Semilla
Ediciones Vestigio
Bogotá, 2023
[Ü: Camilla Cho, Yoonhee Kim]
The Mask
Valancourt Books
Richmond, VA, 2022
[Ü: Anton Hur]
Snare
Berlin Quarterly
Berlin, 2021
[Ü: Anton Hur]
The Embodiment
The Offing Magazine
Los Angeles, 2021
[Ü: Anton Hur]