»Weltweite Lesung« der Romane und Essays von Salman Rushdie am 29. September 2022

Portrait Salman Rushdie
Salman Rushdie [© Hartwig Klappert]

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

der Mordanschlag auf Salman Rushdie sitzt uns noch tief in den Knochen. Wir rufen hiermit zu einer »Weltweiten Lesung« des Werkes von Salman Rushdie auf, siehe unten. Viele Autor:innen aus allen Kontinenten unterstützen den Aufruf, so Adonis, Jennifer Clement, Andrei Kurkov, Wole Soyinka, Janne Teller, Bernard-Henri Levy, Peter Schneider, Amir Hassan Cheheltan, Robert Hass und Sergei Lebjedev. Die Autorin Madame Nielsen schlägt vor, dass wir bis 29. September überall im öffentlichen Raum »Die Satanischen Verse« mit uns tragen sollten, dass wir das Buch überall aufschlagen und lesen, in Cafés, Parks und der U-Bahn. Elfriede Jelinek regt Autor:innen an, Auszüge davon auf den eigenen Websites zu platzieren, falls die Rechte hierfür jeweils erworben werden können. Wir danken Richard Herzinger für den Entwurf des Aufrufs.

Herzlich
Ulrich Schreiber
Festivaldirektor und Programmleiter
internationales literaturfestival berlin

Aufruf

Das internationale literaturfestival berlin [ilb] lädt Einzelpersonen, Schulen, Universitäten, Kulturinstitutionen und Medien ein, am 29. September 2022 an einer »Weltweiten Lesung« aus Salman Rushdies Werken teilzunehmen – von »Mitternachtskinder«, »Die satanischen Verse«, »Joseph Anton« bis zu seinem neuesten Buch »Sprachen der Wahrheit«. Mit der Lesung soll ein Zeichen für die Freiheit der Literatur und des öffentlichen Wortes sowie für die Solidarität mit dem Autor gesetzt werden, der Opfer eines grausamen Attentats wurde.

Auch wenn die konkreten Hintergründe des Attentats und das Motiv des Täters noch nicht geklärt sind, scheint klar, worauf sie vermutlich zurückgehen: auf die Fatwa, die der iranische »Revolutionsführer« Ayatollah Khomeini 1989 gegen Rushdie erlassen hat. Sie forderte die Tötung des in Indien geborenen, britischen Schriftstellers, weil er mit den »Satanischen Versen« angeblich den Islam, den Koran und den Propheten Mohammed beleidigt habe. Bis heute hat das iranische Regime den Aufruf zur Ermordung des Autors nicht zurückgenommen, ebenso wenig wie das Kopfgeld, das es damals auf ihn ausgesetzt hatte. Die wichtigen Medien im Iran applaudieren derzeit dem Attentäter.

Salman Rushdie musste deshalb jahrelang unter intensivem Polizeischutz leben. Mehr als 20 Jahre lang ging man davon aus, dass keine Gefahr mehr für sein Leben bestehe. Doch diese Annahme hat sich durch das blutige Attentat in New York auf schockierende Weise als trügerisch erwiesen. Es macht deutlich, dass die Bedrohung der elementaren Menschenrechte und Freiheiten virulent ist. Der Anschlag auf Rushdie fällt in eine Zeit, in der die demokratische Welt von immer aggressiveren autoritären Mächten unterschiedlichster Prägung in die Defensive gedrängt, wenn nicht – wie in der Ukraine – durch offenen Krieg und ein unglaubliches Ausmaß an Gewalt mit Tod und Zerstörung überzogen wird.

Es ist daher dringend geboten, entschlossen aufzustehen und Recht und Menschenwürde zu verteidigen. Mit der Lektüre seiner Romane und Essays können freiheitsliebende Menschen in aller Welt ein Zeichen setzen, dass sie sich von Gewaltandrohungen nicht einschüchtern lassen und sich keinem Versuch beugen, Gedanken in Wort, Schrift und Bild zu unterdrücken oder auszulöschen.

Die Lesungen können überall stattfinden, auch privat im kleinen Kreis, in einer Schule, in einer Kultureinrichtung oder im Radio. Personen und Institutionen, die sich mit einer Lesung am 29. September beteiligen möchten, werden gebeten, uns folgende Informationen zukommen zu lassen: Organisator:innen, Ort, Zeit, teilnehmende Akteure, Veranstaltungssprache, ggf. Link zu Ihrer Website. Die E-Mail-Adresse lautet: worldwidereading@literaturfestival.com. Wir bitten die Veranstalter:innen, die Rechte für Lesungen selbst zu klären.

Unterzeichner:innen

Adonis, Frankreich/ Syrien
Ghayath Almadhoun, Palästina/ Schweden
Martin Amis, Vereinigtes Königreich/USA
Frank Mackay Anim-Appiah, Ghana
Mahnaz Badihian, USA
Anneke Brassinga, Niederlande
Brian Brett, Kanada
Breyten Breytenbach, Südafrika
Simone Buchholz, Deutschland
Maite Carranza, Spanien
Amir Cheheltan, Iran
Don Mee Choi, Südkorea/ USA
Moon Chung-hee, Südkorea
Jennifer Clement, USA/ Mexiko
J.P. Cuenca, Brasilien
Krzysztof Czyżewski, Polen
Michael Day, Deutschland
Louis de Berniere-Smart, Vereinigtes Königreich
Radka Denemarková, Tschechien
Philippe Di Folco, Frankreich
Tishani Doshi, Indien
Tanja Dückers, Deutschland
Carolin Emcke, Deutschland
Georges-Arthur Goldschmidt, Deutschland/ Frankreich
Dieter Gräf, Deutschland
Joachim Helfer, Deutschland
Sverre Henmo, Norwegen
Alban Nikolai Herbst, Deutschland
Felicitas Hoppe, Deutschland
Stanka Hrastelj, Slovenien
Iman Humaydan, Libanon
Basma Hussein
Simon Ings, Vereinigtes Königreich
Elfriede Jelinek, Östereich
Noor Kanj, Syrien/ Deutschland
Khaled Khalifa, Syrien
Reinhard Kleist, Deutschland
Enne Koens, Niederlande
Olaf Kühl, Deutschland
Andrej Kurkow, Ukraine
Laila Lalami, Marokko/ USA
Jonathan Levi, USA/ Italien
Bernard-Henri Lévy, Algerien/ Frankreich
Yang Lian, China/ Vereinigtes Königreich
Elvira Lindo, Spanien
Oliver Lubrich, Deutschland
Silviu Lupescu, Rumänien
Alberto Manguel, Argentinien/ Portugal
Marko Martin, Deutschland
Tienchi Martin-Liao, China/ Deutschland
Hala Mohammad, Syrien
Mehdi Mozaffari, Iran/ Dänemark
Chris Murray
Widad Nabi, Syrien
Helmuth A. Niederle, Östereich
Makena Onjerika, Kenia
Amir Or, Israel
Peter Pabisch, Deutschland
PEN International
PEN Östereich
Claudia Piñeiro, Argentinien
David Remnick, USA
Jacques Rupnik, Frankreich
Karina E. Sainz Borgo, Venezuela/ Spanien
Alberto Ruy Sánchez, Mexiko
Alejandro Sanchez Aizcorbe, Peru
Amalia Sanz, Argentinien
Jenny Schon, Deutschland
Eduardo Sguiglia, Argentinien
Mark Shepard,USA
Mikhail Shishkin, Russland/ Schweiz
Alawiya Sobh, Libanon
Ostap Slyvynsky, Ukraine
Piotr Sommer, Polen
Wole Soyinka, Nigeria/ USA
Guido Steinberg, Deutschland
Studio Khaled Barakeh
Biyu Suárez de Jaldín, Bolivien
Janne Teller, Dänemark
Ma Thida, Myanmar
Stephan Thome, Deutschland
Jarkko Tontti, Finnland
Ekaterina Turchaninova, Russland
Faribā Vafī, Iran
Saskia Vogel, USA
Keto von Waberer, Deutschland
Monika Zgustova, Tschechien

Teilnehmer:innen

Deutschland

Organisation: Carolin Emcke
Lesung eines Auszugs aus Sprachen der Wahrheit
Salman Rushdie, Sprachen der Wahrheit. Texte 2003-2020
© C.Bertelsmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Übersetzung: Sabine Herting/Bernhard Robben
Sprache: Deutsch

Organisation: Bücherstube Klingler
Ort: Schulstr. 6, 63512 Hainburg
Zeit: 19:00 Uhr
Sprache: Deutsch und Englisch
Weitere Informationen

Organisation: Gottfried-Keller-Gymnasium
Lehrer:innen und Schüler:innen der 11. und 12. Jahrgangsstufe lesen Romane und Essays von Salman Rushdie
Ort: Gottfried-Keller-Gymnasium
Zeit: 10:00–12:00 Uhr
Sprache: Deutsch

Organisation: Logbuch
Rainer Iwersen liest aus den Werken Salman Rushdies
Ort: Vegesacker Str. 1, 28219 Bremen
Zeit: 19:30 Uhr
Sprache: Deutsch
Weitere Informationen

Organisation: Humanistischer Verband Berlin Brandenburg und die Humanistische Akademie Berlin-Brandenburg
Ort: Haus des Humanismus in der Potsdamerstrasse 157, 10783 Berlin
Zeit: 19:30–22:00 Uhr
Sprache: Deutsch und Englisch
Weitere Informationen

Italien

Organisation: La Macchina Sognante and The Dreaming Machine
Ort: Ubik-Irnerio bookstore in Bologna
Zeit: 17:30–19:00 Uhr
Sprache: Italienisch und Englisch

Organisation: The American Academy in Rome
Ort: Privat
Sprache: Englisch

Niederlande

Organisation: Akademie van Kunsten, Teil der Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences
Ort: Livestream
Zeit: 13:30–21:00 Uhr
Sprache: Holländisch
Weitere Informationen

Österreich

Organisation: Grazer Autorinnen Autoren Versammlung
Ort: Gebäudekomplex des alten Wiener AKH (Allgemeines Krankenhaus)
Zeit: 18:00 Uhr
Sprache: Deutsch

Schweiz

Organisation: Comédie de Genève
Ort: Comédie de Genève, Foyer bas, Esplanade Alice-BAILLY 1, 1207 Genève
Zeit: 18:00 Uhr
Sprache: Französisch
Weitere Informationen

Organisation: Freidenker-Vereinigung der Schweiz
Autoren und Literaturwissenschaftlerinnen stellen Rushdies Werk vor
Ort: Literaturmuseum Strauhof, Augustinergasse 9, CH-8001 Zürich
Zeit: 19:00 Uhr
Sprache: Deutsch, Englisch und Russisch
Weitere Informationen

USA

Organisation: Charles Bernstein und Pierre Joris
Diskussion und Lesung aus den Satanischen Versen
Ort: Online
Zeit: abrufbar am 29.09.22
Sprache: Englisch

Organisation: Gloucester Writers Center
Lesung aus den Satanischen Versen
Ort: Stufen vor Gloucester City Hall, 9 Dale Avenue
Zeit: 30. September, 12:30–13:00 Uhr
Sprache: Englisch