Paula Carballeira
- Spanien
- Zu Gast beim ilb: 2022
Paula Carballeira wurde 1972 im galizischen Fene geboren und studierte Hispanistik in Santiago de Compostela. In ihrem Heimatland ist sie als Fernseh- und Theaterschauspielerin bekannt, seit 1990 ist sie außerdem als Kinder- und Jugendbuchautorin tätig. Sie wurde für ihr Schaffen bereits vielfach ausgezeichnet, darunter zweimal mit dem Premio Manuel María de Literatura Dramática Infantil.
Zum einen prämiert wurde »Boas noites« [2007; Ü: Gute Nacht] über Xiana, die weder Zeit zum Nachdenken noch zum Spielen oder Träumen hat. Bei ihr hat auch Pedro Chosco, eine in der galizischen Mythologie angesiedelte Sagengestalt, deren Aufgabe es ist, Kinder zum Schlafen zu bringen, ein schweres Spiel … Zum anderen erhielt sie den Preis für »O refugallo« [2013; Ü: Der Müll] über vier Kinder: Isolda, Hipatia, Borboronte und Lustucrú. Aus alten, kaputten Dingen – oder kurz dem, was andere für Müll halten – erschaffen sie sich eine neue Welt.
»O principio« [2012; dt. »Der Anfang«, 2014] ist das erste Buch aus dem umfangreichen Werk der Autorin, das ins Deutsche übersetzt wurde. Mit einfachen, poetischen Sätzen erzählt es aus der Perspektive eines Kindes von einer Familie, die einen verheerenden Krieg überlebt hat. Obwohl praktisch alles zerstört ist, auch das gemeinsame Zuhause, unternehmen Vater, Mutter und zwei Kinder einen Neuanfang und stellen sich allen Widrigkeiten mit Mut und Zuversicht. Obdachlos zu sein macht nichts, so die Mutter, immerhin gibt es ein Auto, und mit einem Auto kann man reisen. Wenig Hab und Gut bedeutet auch weniger Mühe, die eigenen Besitztümer zu bewahren. Und wer nachts vor Angst nicht schlafen kann, kann sich immer an die anderen kuscheln. Die Illustrationen von Sonja Danowski sind in herbstlichen Tönen gehalten, ihr hyperrealistischer Charakter unterstreicht den dramatischen und emotionalen Gehalt dieser parabelhaften Geschichte, die einen daran erinnert, dass man jede Situation, so widrig sie auch sein mag, immer auch noch einmal anders betrachten kann; dass Zusammenhalt wichtiger ist als Materielles; und dass die eigene Haltung einen großen Anteil daran hat, wie gut oder schlecht das Schicksal es mit einem meint. Irgendwo findet sich immer etwas, womit man spielen kann, ein herzliches Lachen wird überall auf der Welt ansteckend sein, jeder verlorene Zauber lässt sich wiederfinden – denn letzten Endes ist »Der Anfang« auch ein Buch der Hoffnung. Aufgrund seiner positiven Botschaft empfiehlt der Verlag das Buch bereits für Kinder ab drei Jahren.
Die Autorin lebt in Santiago de Compostela.
Stand: 2022
Der Anfang
[Ill. Sonja Danowski]
Bohem Press
Zürich, 2014
[Ü: Emilia Blasco Gärtner]