Youssouf Amine Elalamy
- Marokko
- Zu Gast beim ilb: 2009
Youssouf Amine Elalamy wurde 1961 im marokkanischen Larache geboren. Er promovierte im Fach Kommunikationswissenschaften und veröffentlichte im In- und Ausland zahlreiche Artikel zu Kunst, Fotografie, Mode und Werbung. 1991 ging er mit einem Fulbright-Stipendium nach New York und kehrte drei Jahre später in sein Heimatland zurück. Hier lehrt er als Professor für Stilistik, Kommunikation und Medien an der Ibn-Tofaï-Universität in Kenitra.
Das Interesse an Details und Ausdrucksformen, die Zusammensetzung von Diskursen und deren mediale Vermittlung prägen Elalamys literarisches und bildnerisches Werk. 1998 veröffentlichte er den ersten Teil seiner Tetralogie zum Thema Emigration. »Un Marocain à New York« (1998; Ü: Ein Marokkaner in New York) versammelt Eindrücke aus der Begegnung mit einer völlig fremden Kultur. »Les clandestins« (2001; dt. »Gestrandet«, 2008) erzählt nicht nur vom Schicksal von 13 Flüchtlingen, die nach dem Kentern ihres Bootes in der Straße von Gibraltar an einen Strand gespült werden, sondern entwickelt auch ihre individuellen Vorgeschichten. »Paris mon bled« (2002; Ü: Paris, mein Hinterland) gibt Einblick in die heterogene Kultur marokkanischer Einwanderer der dritten Generation in der französischen Hauptstadt. Meisterhaft zusammengefügte Mischformen disparater Elemente, unterschiedliche Erzählperspektiven, Handlungsstränge, Textstile und eine große Bildhaftigkeit kennzeichnen die Erzählweise des Autors, die sich an moderner Literatur und zunehmend an der Rap-Poetik orientiert. Es entsteht ein schillerndes Spannungsfeld zwischen Tradition und Modernität, Gewalt und Intimität, Religiosität und Profanität, Arm und Reich, Mann und Frau.
Elalamys letzte vier Werke sind in Marokko angesiedelt, darunter »Miniatures« (2004), ein Kaleidoskop von 50 lebensweltlichen Mikrokosmen. Sie bieten sich für die Überschreitung der Gattungsgrenze an und inspirierte den Autor zu Bild-Collagen, die auf mehreren Ausstellungen gezeigt wurden. Die ersten auf Darija, dem marokkanischen Dialekt des Arabischen, verfassten Geschichten »Tqarqib Ennab« (2006; Ü: Klatsch) wurden auch für die Bühne adaptiert. Elalamys jüngster Roman »Nomade« (2009) wurde als urbane Installation in Marrakesch, Rotterdam und Rabat präsentiert.
Elalamy nahm als bildender Künstler und Kurator an verschiedenen internationalen Ausstellungen teil – u. a. an »Soundcape« im Berliner Haus der Kulturen der Welt und am Festival von Avignon mit einer Inszenierung von »Gestrandet«. Zu seinen Auszeichnungen gehören der Kurzgeschichtenpreis des British Council und der Prix Grand Atlas. Elalamy ist Gründungsmitglied und Generalsekretär des Marokkanischen PEN-Clubs. Er lebt in Rabat.
© internationales literaturfestival berlin
Un Marocain à
New York
EDDIF
Casablanca, 1998
Paris mon bled
EDDIF
Casablanca, 2002
Le Journal de YAE
Ed. Hors Champ
Bordeaux, 2003
Miniatures
Ed. Hors Champ
Bordeaux, 2004
Tqarqib Ennab
Khbar Bladna
Tanger, 2006
Gestrandet
Donata Kinzelbach
Mainz, 2008
[Ü: Barbara Gantner]