Yousef Al-Mohaimeed
Yousef Al-Mohaimeed wurde 1964 in Riad geboren. Er studierte Verwaltungswissenschaften an der King Saud University und arbeitete zunächst im Erdölministerium, anschließend war er in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften tätig, u. a. als Leiter des Feuilletons bei der Zeitschrift »al-Yamama«. Ende der 1990er Jahre entschloss er sich, Fotografie am Norwich College in England zu studieren.
Bereits als Student veröffentlichte er erste Kurzgeschichten in saudi-arabischen Tageszeitungen. 1988 erschien seine erste Kurzgeschichtensammlung in Riad, die ein bekannter Religionsgelehrter durch das Informationsministerium verbieten lassen wollte. Um die strenge Zensur zu umgehen, bemühte sich Al-Mohaimeed in den folgenden Jahren, wie die meisten anderen saudi-arabischen Schriftsteller auch, seine Werke außerhalb des Königreichs zu veröffentlichen.
Von Al-Mohaimeed liegen fünf Romane und drei Kurzgeschichtensammlungen vor. Zu seinen bekanntesten Büchern zählt »Fikhakh al-ra’iha« (Beirut 2003; Ü: Die Fallen des Geruchs), das ins Englische und Französische (2007) übersetzt wurde, und »al-Qarura« (Beirut 2004; Ü: Die Flasche).
In »Die Fallen des Geruchs« spannt Yousef Al-Mohaimeed zwischen dem heutigen Leben in der modernen Stadt Riad und der Vergangenheit einen Bogen. Drei Schicksale treffen für kurze Zeit in dem Palast einer wohlhabenden Frau aufeinander: Turad, ein aus der Wüste entflohener ehemaliger Beduine, ein Gärtner, der vor vielen Jahren von Sklavenhändlern aus seiner sudanesischen Heimat entführt wurde und – um einen besseren Preis zu erzielen – kastriert wurde, und ein Findelkind, das für kurze Zeit für die Hausherrin das Wunschkind abgeben muss, bevor es davongejagt wird. In einer einfachen, schnörkellosen Sprache blickt Al-Mohaimeed hinter die Fassaden der Villen und Paläste seiner Heimatstadt und entlarvt die Grausamkeit der saudi-arabischen Gesellschaft. Der Kritiker der »New York Sun«,
Benjamin Lytal, bezeichnete »Die Fallen des Geruchs« als »ersten bedeutenden saudi-arabischen Roman«. Auch in dem Folgeroman »Die Flasche« zeichnet er ein kritisches Bild der Gesellschaft zu Beginn der 1990er Jahre, wobei er den religiösen Fanatismus und die Unterdrückung der Frau in den Mittelpunkt stellt. Der syrische Kritiker Yassin Rifaiya schreibt über diesen Roman: »Von der ersten Seite an schlägt die Handlung des Buches den Leser in ihren Bann, wie ein exzellent gemachter Kinofilm, was für die große Erfahrung des Autors spricht.«
Die Verbreitung seines neuesten Romans »Al-Hamam la yatir fi Buraida« (2009; Ü: Es fliegen keine Tauben in Buraida) wurde im Königreich Saudi-Arabien verboten.
Yousef Al-Mohaimeed lebt in Riad.
© internationales literaturfestival berlin
Laghat al-mauta
Al-Kamel
Köln/Beirut, 2003
Al-Qarura
al-Markaz ath-Thaqafi
al-Arabi
Beirut, 2004
Wolves of the
crescent moon
AUC
Kairo, 2007
[Ü: Anthony Calderbank]
Al-Hamam la yatir
fi Buraida
al-Markaz ath-Thaqafi
al-Arabi
Beirut, 2009