Wassyl Machno
- Ukraine
- Zu Gast beim ilb: 2008
Der Lyriker Wassyl Machno wurde 1964 in Tschortkiw in der ukrainischen Provinz Ternopil geboren. Nach dem Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule von Ternopil graduierte er in Literaturwissenschaften und war selbst als Dozent an der Hochschule tätig. 1999 erschien seine Promotionsschrift über Bohdan-Ihor Antonytsch, einen herausragenden Vertreter der ukrainischen Moderne – diese Epoche stellte den wichtigsten Anknüpfungspunkt für zeitgenössische jüngere Dichter dar, nachdem die ukrainische Nationalliteratur bereits von den Zaren unterdrückt worden war und durch die Russifizierungspolitik der Sowjets und die Doktrin des sozialistischen Realismus in ihrer Entwicklung gehemmt wurde.
Auch Machnos frühe Gedichtbände – darunter »Knyha pahorbiw ta hodyn« (1996; Ü: Buch der Hügel und Stunden) und »Lijutnevi elehij ta inschi wirschi« (1998; Ü: Februar-Elegien und andere Gedichte) – stehen in der Tradition der Moderne. Nachdem ihn Ende der neunziger Jahre bereits einige Reisen aus der Ukraine herausgeführt hatten und er an der Jagiellonen-Universität in Krakau gelehrt hatte, siedelte Machno im Jahr 2000 nach New York über. Der Gedichtband »Plawnyk ryby« (2002; Ü: Die Fischflosse) ist – zur Hälfte in Europa, zur Hälfte in Amerika geschrieben – ein sichtbares Zeugnis dieses Übergangs. In Machnos »komplexe Metaphorik und dichte Wortstruktur … und dem beinahe anarchischen Gebrauch der Grammatik ohne jede Zeichensetzung« (so der Übersetzer Michael M. Naydan) fanden neue Bilder Eingang. Vielfalt und Dynamik ebenso wie Profanität dominieren nun den beobachtenden Duktus der freien Verse und bilden einen reizvollen Kontrast zu Bedeutungsschwere und Naturmetaphern. »Die ukrainische Kultur … ist Teil einer Tradition, die ein romantisches Verständnis von Dichtern, Gedichten usw. hat. Deswegen haben sich bestimmte Tabus eingenistet: Man kann über dieses, aber nicht über jenes schreiben. Vielen fällt es schwer, sich von diesen Gemeinplätzen freizumachen«, kommentierte der Dichter die von ihm mitgetragene Entwicklung der jüngeren ukrainischen Lyrik in einem Interview.
Machnos Gedichte wurden ins Polnische, Englische, Serbische, Deutsche, Russische, Rumänische, Slowenische, Litauische, Tschechische, Weißrussische und in Malayalam übersetzt. Nach seinem sechsten Lyrikband »38 wirschiv pro Niju-Iork i deschtscho insche« (2004; Ü: 38 Gedichte über New York und einiges andere) erschien zuletzt die Auswahl alter und unveröffentlichter Gedichte »Cornelia Street Café« (2007). Zudem veröffentlichte Machno Lyrikübersetzungen, darunter einen Band mit Gedichten von Zbigniew Herbert. Er gab eine Anthologie neuer ukrainischer Poesie heraus und verfasste zwei Dramen und den Essayband »Park kultury ta widposchynku imeni Gertrudy Staijn« (2006; Ü: Der Gertrude-Stein-Erholungs-und-Gedächtnispark), der sich der amerikanisch-europäischen Moderne widmet. Der Autor lebt in New York, wo er für die Shevchenko Scientific Society arbeitet.
© internationales literaturfestival berlin
Skhyma
Zbruch
Ternopil, 1993
Knyha pahorbiw ta hodyn
Lileya
Ternopil, 1996
Lijutnevi elehij ta inschi wirschi
Kameniar
Lviv, 1998
Plawnyk ryby
Lileya-NV
Ivano-Frankivsk, 2002
38 wirschiv pro Niju-Iork i deschtscho insche
Krytyka
Kyiv, 2004
Park kultury ta widposchynku imeni Gertrudy Staijn
Krytyka
Kyiv, 2006
Cornelia Street Café
Vydavnyctvo Fakt
Kyiv, 2007
Übersetzer: Thomas Reck