Volker Sielaff
Volker Sielaff wurde 1966 in Großröhrsdorf (Lausitz) geboren. Seit 1990 veröffentlicht er lyrische Werke, Essays und Kritiken in Literaturzeitschriften, Anthologien und Tageszeitungen (u. a. »manuskripte«, »Diwan«, »Sprache im technischen Zeitalter«, »Der Tagesspiegel«). Seine Gedichte wurden ins Englische, Französische, Italienische, Dänische, Tschechische, Polnische, Ungarische und Arabische übersetzt. 2003 erschien sein Lyrikband »Postkarte für Nofretete«. Darin konzentriert sich Sielaff auf ganz »alltägliche Momente, die in präzisen Beobachtungen zu erstaunlicher Prägnanz gebracht werden« (Frauke Fentloh, »Berliner Morgenpost«). Arm an Interpunktion, gerinnen die Versenden zu Momenten des Stillstands, zögern ein Weiterlesen hinaus. Auch in seinem zweiten Lyrikband »Selbstporträt mit Zwerg« (2011) werden in unspektakulären Gedichten mit leisen Tönen Augenblicke entschleunigt und durch genaue Beobachtung für ein Fortleben in der Erinnerung fixiert. In »Glossar des Prinzen« (2015) spannt er einen weiten thematischen und formalen Bogen von philosophischen Zahlengedichten über Liebesgedichte bis hin zu surrealistischen Imaginationen. Sielaff lässt Reales und Erdachtes zusammentreffen, wobei in seinen poetischen Mitteln einerseits literarische Traditionen erkennbar sind, er jedoch andererseits auch immer mehr seinen eigenen, eminent musikalischen Ton findet. Dabei holt er den Reim aus seiner Verbannung in die deutschsprachige Dichtung zurück. »Ich habe dann bemerkt, dass der Reim, gerade aufgrund seiner formalen Begrenztheit, Lösungen bereithält, die manchmal auch ›verrückter‹ sind als jene Wege, die man mit dem freien Vers beschreiten kann. Der Endreim denkt mit.«
2017 erschien Sielaffs erster Prosaband »Überall Welt. Ein Journal«. Darin legt er in knappen, pointierten Texten seine persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen, seine Reflexionen und Erlebnisse aus elf Jahren dar. Einige Eintragungen in diesem Journal sind mit einem Datum versehen, außerdem werden die Jahreszeiten erwähnt, die eine zeitliche Orientierung bieten. Vor allem beschreibt er sein Leben mit einem Kind, dessen Zeugung, Geburt, seine allmähliche Gewöhnung an die Welt und seinen Spracherwerb. Zu fühlen ist auch das Ungesagte; die Leerstellen der Texte, der offene, auch lyrische Charakter dieser Aufzeichnungen drängen zu keinerlei Schlussfolgerungen.
2007 wurde Sielaff der Lessing-Förderpreis des Freistaates Sachsen verliehen, 2015 die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung. 2009 gab er eine Sammlung von moderner Poesie aus Taiwan unter dem Titel »Der Humor der Wolken« heraus. Er war Mitglied im Fachbeirat für Literatur der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und ist Mitbegründer des Literaturforums Dresden e. V. Der Autor lebt als Kulturjournalist und Lyriker in Dresden.
Postkarte für Nofretete
zu Klampen
Springe, 2003
Selbstporträt mit Zwerg
Luxbooks
Wiesbaden, 2011
Glossar des Prinzen
Luxbooks
Wiesbaden, 2015
Überall Welt. Ein Journal
Edition Azur
Dresden, 2017