Stewart O’Nan
- USA
- Zu Gast beim ilb: 2014
Stewart O’Nan wurde 1961 in Pittsburgh geboren und wuchs in Boston auf. An der dortigen Universität studierte er Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete daraufhin als Testingenieur bei Grumman in Long Island, bevor er schließlich einen Master in Literaturwissenschaften an der Cornell University erlangte.
Nach seinem prämierten Erzählband »In the Walled City« (1993; dt. »Die Armee der Superhelden«, 2000) gab er mit »Snow Angels« (1994; dt. »Engel im Schnee«, 1997) sein Romandebüt, das 2007 von David Gordon Green als Film adaptiert wurde. Es folgten ein Dutzend Romane, in denen O’Nan gewöhnliche Menschen und die Brüche in ihrem Alltag authentisch und einfühlsam porträtiert – sei es die von einer Epidemie heimgesuchte Kleinstadt kurz nach dem Sezessionskrieg in »A Prayer for the Dying« (1999; dt. »Das Glück der Anderen«, 2000), ein Restaurantmanager vor der Schließung seiner Filiale in »Last Night at the Lobster« (2007; dt. »Letzte Nacht«, 2007), die verzweifelte Suche einer kleinen Gemeinde nach einer vermissten Frau in »Songs for the Missing« (2008; dt. »Alle, alle lieben dich«, 2009) oder der Lebenswandel einer Witwe in »Emily, Alone«; (2011; dt. »Emily, allein«, 2011). In »The Odds« (2012; dt. »Die Chance«, 2014) versucht ein alterndes, arbeitsloses Ehepaar – kurz vor ihrer Scheidung und einer fälligen Hypothekenzahlung –, den drohenden Bankrott auf abenteuerliche Weise aufzuhalten, und kehrt an den Ort der Flitterwochen zurück. In einem kanadischen Casino unweit der Niagarafälle stellen sie ihr verbleibendes Vermögen dem Zufall anheim und arbeiten indes gemeinsame Erinnerungen wie auch ihre jeweiligen Affären auf. Sensibel und unaufgeregt folgt der Roman dem rezessionsgebeutelten Paar auf seiner tragikomischen Reise bis zur alles entscheidenden Roulettedrehung.
Neben seiner Prosa veröffentlichte O’Nan das historiografische Buch »The Circus Fire« (2000; dt. »Der Zirkusbrand«, 2004), das ein verheerendes Feuer im Jahr 1944 in Hartford, Connecticut, rekonstruiert. Außerdem kompilierte er in der Anthologie »The Vietnam Reader« (1998) Erzählungen, Berichte, Lyrik und Essays aus den Kriegsjahren bis in die Gegenwart. Zusammen mit Stephen King kommentierte er 2004 in »Faithful« (2004) minutiös und enthusiastisch die laufende Baseball-Saison mit besonderem Augenmerk auf ihr favorisiertes Team, die Boston Red Sox. 2008 publizierte er ein Drehbuch für eine Filmbiografie Edgar Allan Poes. Kolportierte Obsessionen jener Ikone der amerikanischen Schauerliteratur werden darin mit Handlungselementen und Doppelgängern aus dessen Erzählungen zu einem surrealen Lebensabriss verquickt. Anfang 2015 wird O’Nans neues Buch »West of Sunset« erscheinen, das sich F. Scott Fitzgeralds in Hollywoods goldener Studio-Ära annimmt. O’Nan erhielt u. a. den Columbia Fiction Award (1989), den Faulkner Prize (1993) sowie den Drue Heinz Literature Prize (1993). Er lebt in Pittsburgh.
Engel im Schnee
Rowohlt
Reinbek, 1997
[Ü: Thomas Gunkel]
Das Glück der Anderen
Rowohlt
Reinbek, 2000
[Ü: Thomas Gunkel]
Abschied von Chautauqua
Rowohlt
Reinbek, 2005
[Ü: Thomas Gunkel]
Emily, allein
Rowohlt
Reinbek, 2011
[Ü: Thomas Gunkel]
Die Chance
Rowohlt
Reinbek, 2014
[Ü: Thomas Gunkel]
http://stewart-onan.com