Stefan Ludmilla Wieszner
- Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2003
Stefan Ludmilla Wieszner wurde 1964 in Wilhelmshaven geboren. Im Alter von 19 Jahren fuhr er zunächst zur See. Nach vier Jahren Seefahrt entschied er sich für ein Studium der Philosophie, Theaterwissenschaft und Vergleichenden Literaturwissenschaften in München, Wien und Berlin. Neben dem Studium verfasste er erste Theaterstücke. Während der folgenden „Theater- und Wanderjahre“ war er Regieassistent an verschiedenen namhaften Bühnen Europas, u. a. am Wiener Burgtheater, den Münchner Kammerspielen, am Deutschen Theater in Berlin sowie am Théâtre Odéon de L’Europe in Paris. 1994 gründete und leitete er ein freies Ensemble in Berlin, das „Theater unter den Leichen“, mit dem er seine eigenen Texte inszenierte, darunter „Testament Firmament“ (1996), ein Stück über Finanznöte und Geltungssüchte. Er war als Theaterkritiker, freier Journalist und Dramaturg tätig. Eine Reihe von Stipendien ermöglichte ihm zum Ende der neunziger Jahre die kreative Arbeit in internationalen künstlerischen Netzwerken, beispielsweise an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, an der Villa Mont Noir in Frankreich und im japanischen Künstlerdorf Akiyoshidai.
Wieszner mixt deutsche Dialekte und Soziolekte mit Fremdsprachen, irritiert Kommunikation und Wahrnehmung, indem er Schubladendenken und typische Rollenmuster sprengt. Bisher sind mehr als zwanzig seiner Theaterstücke erschienen, die zum Teil in französischer Übersetzung vorliegen. Inzwischen ist er ebenso bekannt für seine literarischen Texte wie für seine Inszenierungen. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten und Gedichte. Unter dem Titel „Südlich von Hagi“ (2002) wurden in der Zeitschrift „Sprache im technischen Zeitalter“ Gedichte veröffentlicht, die während seines Aufenthaltes in Japan entstanden sind. 2004 erschien der Band „Sprache und Vermächtnis“. Auch in seinen poetischen Texten entfaltet sich aus Elementen, die unvereinbar scheinen, eine besondere Spannung. „Sie muten zugleich modern und aus vergangenen Zeiten an, weil das in ihnen eingeschriebene Denken ganz zeitgenössisch ist, sie aber vor den großen Worten und den großen Gefühlen nicht zurückscheuen.“ (Joachim Satorius). Inspiriert von Naturbildern ähnlich denen der klassischen japanischen Dichtung, folgt Wieszner einsamen Gedankenströmen und stellt existentielle Fragen wie „Sich gehen lassen, aber wohin?“ Stefan Ludmilla Wieszner lebt und arbeitet derzeit als freier Autor, Journalist und Regisseur in Berlin.
© internationales literaturfestival berlin
Labyrinth und Vermächtnis
Lyrikedition 2000
München, 2004