Sindiwe Magona
- Südafrika
- Zu Gast beim ilb: 2010
Sindiwe Magona, geboren 1943 in Umtata (Transkei, Südafrika), wuchs in Gugulethu in den Cape Flats bei Kapstadt auf. Sie schloss die Highschool und ihren BA an der University of South Africa per Fernkurs ab und erwarb einen Master im Bereich Sozialarbeit in New York. 1993 wurde ihr die Ehrendoktorwürde »Doctor of Humane Letters« vom Hartwick College, USA, verliehen. Während ihrer Tätigkeit für die Vereinten Nationen 1984 bis 2003 arbeitete Magona im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und konzipierte u. a. Radioprogramme, in denen die Rolle der UN im Kampf gegen die Apartheid diskutiert wurde. 2003 kehrte sie nach Kapstadt zurück, wo sie seitdem als Autorin, Essayistin, Poetin, Geschichtenerzählerin, Schauspielerin und im Bereich der Literaturvermittlung tätig ist.
Ihr schriftstellerisches Werk umfasst neben autobiografischen Texten wie ihrem Debüt »To My Children’s Children« (1990; dt. »An die Kinder meiner Kinder«, 1992) und »Forced to Grow« (1992; Ü: Gezwungen zu wachsen) auch Kurzprosa, Novellen und Kinderbücher. Mit »Please, Take Photographs« (2009) publizierte Magona ihren ersten politischen Gedichtband, der mitunter brutal ehrliche Schlaglichter auf die Lebenswirklichkeit im Südafrika der Gegenwart wirft. Internationale Aufmerksamkeit erhielt ihr Roman »Mother to Mother« (1998), in dem sie fiktionalisiert die wahren Ereignisse um die Tötung der jungen Amy Biehl schildert, die 1993 dem von ihr bekämpften Apartheidsdenken durch eine Gruppe schwarzer Jugendlicher zum Opfer fiel. Über die Erzählperspektive der Mutter sowohl des Opfers als auch des Täters schildert die Autorin die Ära der Apartheid und die extreme Gewaltbereitschaft unter der Bevölkerung angesichts täglicher Ungerechtigkeit und Erniedrigung. Mit »Beauty’s Gift« (2008) schrieb Magona außerdem einen der wichtigsten südafrikanischen Texte über die Ausbreitung des HIV-Virus. »Sie ist überzeugt, dass das Thema Aids angesprochen werden muss, weil es nur dann bewältigt werden kann, wenn das Stigma beseitigt und offen über die Krankheit geredet werden kann. Und sie hat das schriftstellerische Können, diese Botschaft zu transportieren«, so Margaret von Klemperer. Diese Novelle bricht nicht nur mit nach wie vor bestehenden Tabus, die die Gefahr der Pandemie für die afrikanische Gemeinschaft leugnen, sondern ist außerdem bestimmt von einem ausgeprägten »Black Feminism«, der u. a. die Rolle der Frau und deren Degradierung in einer Gesellschaft mit patriarchalischen Strukturen und Apartheidsdenken diskutiert.
»Beauty’s Gift« wurde für dieses Engagement mit dem White Ribbon Prize ausgezeichnet und 2009 auf die Shortlist des Commonwealth Writer’s Prize (Africa) gesetzt. Sindiwe Magona hat mehr als hundert Kinderbücher geschrieben und lebt in Kapstadt.
An die Kinder meiner Kinder
Rowohlt
Reinbek, 1992
[Ü: Petra Post, Andrea von Struve]
Forced to Grow
Interlink
Northampton, 1997
Mother to Mother
Beacon Press
Boston, 2000
Beauty’s Gift
Kwela
Kapstadt, 2008
Please, Take Photographs
Modjaji
Tokai, 2009