Sigitas Parulskis
- Litauen
- Zu Gast beim ilb: 2007
Sigitas Parulskis wurde 1965 im ländlichen Obeliai in Litauen geboren. Er studierte Litauische Sprache und Literatur an der Universität von Vilnius. 1991 wurde sein erster Gedichtband, »Iš ilgesio visa tai« (1990; Ü: All dies aus Sehnsucht), mit dem Zigmas-Gėlė-Preis für das beste Debüt des Jahres ausgezeichnet. Seitdem folgten drei weitere Gedichtbände, mehrere Theaterstücke, zwei Romane, Essaybände, ein Hörspiel und ein Kurzgeschichtenband. Parulskis arbeitete bei verschiedenen Zeitungen, darunter Litauens bekannteste Tageszeitung »Lietuvos Rytas«, und das Kulturmagazin »Šiaurės Atėnai« (Athen des Nordens).
Während in Parulskis Lyrik Bilder von seiner Kindheit auf dem Lande dominieren, wird in seinen Stücken mit allegorischen, parabelhaften Figurenkonstellationen die existentielle Dimension seines Werks besonders deutlich. Verweise auf Religion und theologische Motive sind allgegenwärtig. »Ich will nicht behaupten, dass die Heilige Schrift und Zeitschriften mit nackten Frauen so einfach miteinander zu vergleichen wären. Doch dass mich eigentlich immer nur Gott und die Frau interessieren, das ist die Wahrheit. Zwei Themen, mit denen alles anfängt, aus denen alles kommt und mit denen alles endet.« Besondere Aufmerksamkeit widmet Parulskis dem Tod. Sein zweiter, mit dem Jotwinger-Preis ausgezeichneter Lyrikband »Mirusiųjų« (1994; Ü: Von den Toten) legt davon ebenso Zeugnis ab wie die darauf folgende Gedichtsammlung »Mortui sepulti sint« (1998; Ü: Die Toten mögen bestattet werden). Sein erstes Bühnenstück, »Iš gyvenimo vėlių« (1995; Ü: Aus dem Leben der toten Seelen), wurde mit dem Kristoforas-Preis für das beste Theaterdebüt ausgezeichnet. Es zeigt die Begegnung eines Mannes mit dem Teufel, mit dem er einen faustischen Pakt schließt, und mit dem strippenziehenden Tod, der letztlich die Oberhand behält.
In seinem Stück »P.S. Byla O.K.« (1997; Ü: P.S. Akte O.K.) thematisiert Parulskis ebenso wie in seinem ersten Roman die Nachwirkungen der sowjetischen Herrschaft über Litauen. »Trys sekundės dangaus« (2002; Ü: Drei Sekunden lang Himmel) wurde vom litauischen Schriftstellerverband zum besten Buch des Jahres gekürt und von der Kritik als Kultbuch gefeiert. Der Roman beruht auf den Erfahrungen des Autors, der als junger Philologe zu den Luftlandetruppen der sowjetischen Armee eingezogen wurde, und berichtet über die dort herrschenden gnadenlosen Sitten, über kuriose Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung in einem Militärstandort bei Cottbus, und er thematisiert die Orientierungslosigkeit nach der neu gewonnenen Unabhängigkeit.
Parulskis Werke wurden in elf Sprachen übersetzt. 2004 erhielt der Autor den litauischen Nationalpreis für Literatur. Zuletzt veröffentlichte er die Kurzgeschichtensammlung »Sraigė su beisbolo lazda« (2006; Ü: Eine Schnecke mit einem Baseballschläger). Er lebt in Vilnius.
© internationales literaturfestival berlin
Iš ilgesio visa tai
Vaga
Vilnius, 1990
Mirusiųjų
Baltos lankos
Vilnius, 1994
Mortui sepulti sint
Baltos lankos
Vilnius, 1998
Nuogi drabužiai
Baltos lankos
Vilnius, 2002
Trys sekundės dangaus
Baltos lankos
Vilnius, 2002
Selenes Loch
Union des Théâtres de l’Europe
Paris, 2004
[Ü: Jurate Pieslyte]
Doriforė
Baltos lankos
Vilnius, 2004
Marmurinis šuo
Baltos lankos
Vilnius, 2004
Miegas ir kitos moterys
Baltos lankos
Vilnius, 2005
Sraigė su beisbolo lazda
Baltos lankos
Vilnius, 2006
Übersetzer: Jurate Pieslyte, Claudia Sinnig