Sheila Kohler
- Südafrika, USA
- Zu Gast beim ilb: 2015
Sheila Kohler wurde 1941 in Johannesburg, Südafrika, geboren, wo sie unter den Eindrücken des gewaltvollen Apartheidregimes aufwuchs. Die Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend prägen bis heute das Werk der Autorin, die inzwischen drei Kurzgeschichtenbände, zehn Romane sowie mehrere Essays veröffentlicht hat und derzeit an der Princeton und der Columbia University unterrichtet.
Im Alter von 17 Jahren verließ Kohler Südafrika und zog nach Frankreich, um an der Pariser Sorbonne Literatur und anschließend am Institut Catholique Psychologie zu studieren. Nachdem sie ihre drei Töchter großgezogen hatte, verlegte sie 1981 ihren Wohnsitz nach New York und absolvierte an der Columbia University das renommierte MFA Writing Program. Ihr erster, 1987 veröffentlichter Text »The Mountain« (Ü: »Der Berg«) erschien in der Zeitschrift »The Quarterly« und erhielt mit dem O. Henry Award einen wichtigen Literaturpreis für englischsprachige Kurzgeschichten. Der Text bildete auch das erste Kapitel ihres Debütromans »The Perfect Place« (1989; dt. »Atemnot«, 1992), die Geschichte einer wohlhabenden Frau, die sich ihrer traumatischen Vergangenheit in Südafrika und der Erinnerung an die Tötung eines damals gleichaltrigen Mädchens stellen muss. 1990 erschien Kohlers erste Kurzgeschichtensammlung »Miracles in America« (Ü: »Wunder in Amerika«), gefolgt von ihrem zweiten Roman »The House On R Street« (1994; Ü: »Das Haus in der R Straße«). Immer wieder setzt sich die Autorin in ihren Werken mit Sexualität, Gewalt, Missbrauch und der radikalen Rassendiskriminierung im Südafrika des 20. Jahrhunderts auseinander. So schildert sie in ihrer 1998 zunächst im »Story«-Magazin erschienenen Kurzgeschichte »Africans« (Ü: »Afrikaner«), das Leben einer Frau, die sowohl von ihrem gewalttätigen Ehemann als auch von ihrem ursprünglich loyalen Diener, einem Angehörigen der unterdrückten Zulu, verraten wird. Der für The Best American Short Stories ausgewählte Text, war auch im Band »One Girl« (Ü: »Ein Mädchen«) enthalten, für den Kohler den Willa Cather Preis erhielt. Ebenfalls 1999 erschienen ist ihr dritter Roman »Cracks«, der in einem südafrikanischen Mädchenpensionat der 30er Jahre spielt. Die emanzipierte Lehrerin Miss G. verfällt der charismatischen Schülerin Fiama und provoziert damit in der bis dahin harmonischen Gruppe unheilvolle Spannungen. Der Roman wurde 2001 für den Impac Award, einen der höchstdotierten Literaturpreise, nominiert und 2009 von Regisseurin Jordan Scott verfilmt.
In den vergangenen Jahren schrieb Kohler zahlreiche weitere Werke, die in mehrere Sprachen übersetzt und mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt wurden. Ihr jüngster Roman »Dreaming for Freud« (2014; Ü: »Träumen für Freud«) greift auf fiktionalisierter Ebene die Beziehung zwischen dem Psychoanalytiker und Dora, einer seiner bekanntesten Patientinnen auf. Die Autorin lebt in New York und Amagansett.
Atemnot
Klett-Cotta
Stuttgart, 1992
[Ü: Karin Nölle-Fischer]
Cracks
Zoland
Boston, 1999
Becoming Jane Eyre
Penguin
New York, 2009
Love Child
Penguin
New York, 2011
Dreaming for Freud
Penguin
New York, 2014
www.sheilakohler.com