Samar Yazbek
- Frankreich, Syrien
- Zu Gast beim ilb: 2013, 2014, 2015
Samar Yazbek wurde 1970 in Jebleh, einer kleinen Stadt an der syrischen Mittelmeerküste, geboren. Nach einem Studium der arabischen Literatur in Latakia begann sie in zahlreichen Genres zu schreiben: Romane, Kurzgeschichten, Drehbücher für Fernseh- und Kinofilme, TV-Kritiken.
Ihre ersten beiden Bände mit Kurzgeschichten, »Baqat kharif« (1999; Ü: Herbststrauß) und »Mufradat imra’a« (2000; Ü: Wörter einer Frau), können als Versuche der Selbstbehauptung gelesen werden. Mit ihrem ersten Roman »Tiflat as-sama« (2002; Ü: Himmelsmädchen) begann Yazbek gegen verschiedene Tabus der syrischen Gesellschaft anzugehen– dies kennzeichnet auch alle ihre späteren Werke. In dieser ersten Großerzählung legt Yazbek repressive gesellschaftliche Institutionen wie die der Familie und der religiösen Konfession bloß, während sie im zweiten Roman »Salsal« (2005; Ü: Lehm) den Blick auf das Verhältnis von Gesellschaft und Politik und auf die Macht des Militärs richtet. In ihrem dritten Roman »Ra’ihat al-qurfa« (2008; dt. »Die Fremde im Spiegel«, 2014) erzählt sie die Geschichte einer Liebesbeziehung zwischen einer Hausherrin und ihrem Dienstmädchen und illustriert damit den Kontrast und die Machtverhältnisse zwischen zwei extrem unterschiedlichen gesellschaftlichen Räumen im heutigen Damaskus. Ihr Werk »Jabal az-zanabiq« (2008; Ü: Der Berg der Lilien) besteht aus 77 Träumen, erzählt von einer Frau, die sich in Anlehnung an »Alice im Wunderland« frei assoziierend durch die Welt bewegt. Mit diesen Texten, die Surreales und Albtraumhaftes verbinden, beweist die Autorin ihre Fähigkeit, Techniken sowie Stilelemente aus verschiedenen Gattungen– Legende, Volkserzählung, Naturbetrachtung, Lyrik, Kinderliteratur und Film– zusammenzuführen.
2010 wurde Yazbek in einem von dem Magazin »Banipal« und dem Hay Festival organisierten Wettbewerb in die Liste von 39 bedeutenden arabischen Autoren unter vierzig Jahren gewählt. Für das Drehbuch zu einem Fernsehfilm über die Problematik früher Eheschließungen von Frauen erhielt sie einen Preis der UNO. 2011 floh sie vor der syrischen Geheimpolizei nach Paris und veröffentlichte das Buch »A Woman in the Crossfire« (2012; dt. »Schrei nach Freiheit. Bericht aus dem Inneren der syrischen Revolution«, 2012), das mit dem renommierten PEN/Pinter Prize für mutige internationale Schriftsteller ausgezeichnet wurde. Ebenfalls 2012 erhielt sie den Schwedischen Tucholsky-Preis, 2013 den Oxfam Novib/PEN Award, der Autoren würdigt, die für ihre Arbeit verfolgt werden. Yazbek meldete sich zu Wort im Kampf um Menschen- und Frauenrechte in Syrien. 2012 gründete sie Women Now for Development, eine NGO mit Sitz in Frankreich zur ökonomischen und sozialen Stärkung von Frauen in Syrien. 2015 erschien mit »Die gestohlene Revolution. Reise in mein zerstörtes Syrien« Yazbeks eindringlicher Bericht über die Situation in Syrien, der auf heimlichen Besuchen in ihrer Heimat beruht.
Baqat kharif
Dar al-Jundi,
Damaskus, 1999
Mufradat imra’a
Dar al-Kunuz al-Adabiyya,
Beirut o.J.
Dar Nainaua,
Damaskus, 2008
Tiflat as-sama’
Dar al-Kunuz al-Adabiyya,
Beirut, 2002
Dar Nainaua,
Damaskus, 2007
Salsal
Dar al-Kunuz al-Adabiyya,
Beirut, 2005
Dar al-Arabiyya li-l-‘Ulum,
Beirut, 2008
Ra’ihat al-qurfa
Dar al-Adab,
Beirut, 2008
Jabal az-zanabiq
Dar al-Mada,
Damaskus, 2008