Sadaf Saaz
- Bangladesch
- Zu Gast beim ilb: 2017
Die Lyrikerin, Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Sadaf Saaz (Siddiqi) wurde 1968 in Princeton, New Jersey geboren und wuchs in Großbritannien auf. Als sie 16 Jahre alt war, zogen die Eltern mit ihr in ihre Heimat Bangladesch. Ihre Muttersprache beherrschte sie zu diesem Zeitpunkt kaum, sie war gewohnt an das britische Schulsystem und lebte sich nur mit Mühe in die andersartige Gesellschaft ein. In dieser Situation der Entfremdung fand sie Trost in der Welt der Literatur. Nach der Schulzeit entschied sie sich für ein Studium der Molekularbiologie an der University of Cambridge, kehrte danach allerdings nach Bangladesch zurück, wurde Unternehmerin und heiratete.
In dieser Zeit entwickelte sie auch ein ernsthaftes Interesse an Lyrik und veröffentlichte ihre erste eigene Sammlung »Sari Reams« (2013). Ihre Texte sind inspiriert von ihrem politischen Engagement und thematisieren die Ungerechtigkeit gegenüber den Frauen in ihrem Land. Ebenso sind Liebesgedichte vertreten. In leicht dahinfließenden Zeilen kombiniert sie verschiedene Reimmuster, mischt Bengali mit Englisch und entwickelt einen ganz eigenen, dynamischen Stil, der gleichsam den Puls des Lebens im heutigen Dhaka nachbildet. »Der Sari ist für mich ein Symbol für Anmut, Schönheit und Anpassungsfähigkeit – er ummantelt den großartigen Körper der Tradition, der Geschichten und der Weisheit und verbindet ihn mit der Gegenwart«, so erklärt Saaz den Titel des Bandes.
2014 fand unter der Regie von Naila Azad die Theaterpremiere ihrer Monologe »Je Kotha Jayna Bola« statt, die landesweit gezeigt wurden. Saaz sammelte fünfzig Fallstudien von Frauen aus verschiedenen Regionen Bangladeschs und thematisiert die problematische Stellung der Frau in der Gesellschaft. Da ist zum Beispiel die Geschichte von Konika, die mit zwölf Jahren heiratet und die Erfahrung von Gewalt und sexuellem Missbrauch machen muss. Oder die Geschichte einer Frau, die, ohne es zu wissen, einen impotenten Mann heiratet. Auch von gleichgeschlechtlichen, durch die Gesellschaft stigmatisierten Beziehungen wird erzählt. Die Monologe sollen das Schweigen über Frauen und Sexualität in Bangladesch brechen.
2011 gründete Saaz in Anlehnung an das gleichnamige Event in Wales das jährliche Hay Festival Dhaka mit, dessen Direktorin sie heute ist. Inzwischen bekannt als Dhaka Lit Fest, legt das Festival einen Schwerpunkt vor allem auf die englischsprachige Literatur der jungen Schriftstellergeneration, bietet aber auch der reichen, vielgestaltigen Literatur von Bangladesch, in geschriebener und mündlicher Form, eine Plattform. Derzeit arbeitet Sadaf Saaz an ihrem ersten Roman. Sie lebt in Dhaka.
Sari Reams
University Press
Dhaka, 2013