Sabine Gruber
Sabine Gruber wurde 1963 als Tochter deutschsprachiger Eltern in Meran, Südtirol, geboren und wuchs in Lana auf. Bereits während ihres Studiums der Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft in Wien und Innsbruck veröffentlichte sie erste literarische Texte. Heute umfasst das vielseitige, mit zahlreichen Preisen bedachte Œuvre der Autorin mehrere Romane, Gedichtbände, Hörspiele und Theaterstücke sowie Essays, Rezensionen und wissenschaftliche Beiträge in Zeitschriften und Anthologien. Von 1988 bis 1992 war Gruber als Lektorin an der Universität Ca’ Foscari in Venedig tätig, ließ sich dann jedoch langfristig in Wien nieder und widmete sich vollends dem Schreiben.
Ihr Debütroman »Aushäusige« erschien 1996. In der Geschichte des Südtiroler Geschwisterpaars Rita und Anton, die beide als Suchende ihre Heimat verlassen, entwickelt Gruber ihr kunstfertiges Spiel mit verschiedenen Perspektiven – ein Charakteristikum all ihrer Werke. Während sich hier die Stimmen der nach Venedig entflohenen, von der Liebe zu einem Fischhändler enttäuschten Schwester und des in Wien als Journalist arbeitenden Bruders überlagern, verwebt die Autorin im nachfolgenden Roman »Die Zumutung« (2003) Realität und Vorstellungswelt einer einzelnen Figur. In poetischer, feinsinnig ironischer Sprache wird die Kunsthistorikerin Marianne porträtiert, die ihrer schweren Nierenkrankheit eine trotzige Lebenslust entgegensetzt. Welche große Rolle der Zerfall einerseits und die Sehnsucht nach Vitalität und Liebe andererseits im Werk der Autorin spielen, zeigt sich auch an ihrem dritten Roman »Über Nacht«, 2007 erschienen und für den deutschen Buchpreis nominiert. Erneut fließen hier zwei zunächst scheinbar unabhängig voneinander verlaufende Schicksale ineinander: Irma, Dialysepatientin in Wien, und Mira, Altenpflegerin in Rom, spiegeln sich nicht nur anhand ihrer Namen. Ihre Biografien werden miteinander verknüpft, bis sich die aus der Ichperspektive erzählte Geschichte Miras in derjenigen Irmas auflöst. In »Stillbach oder die Sehnsucht« (2011) widmet sich Gruber eingehend dem Verhältnis zwischen Italien und Südtirol und der Vergangenheit ihrer Heimat. Eine dramatisierte Fassung des Romans wurde 2015 am Stadttheater Bozen uraufgeführt. Ihr jüngster Roman »Daldossi oder das Leben des Augenblicks« (2016) handelt von einem erfolgreichen Fotografen, der Bilder aus Krisengebieten liefert. Angesichts der eigenen, verlorenen Liebe stellt er sich zunehmend die Frage, welche Rolle ihm als Berichterstatter gegenüber dem Leid der Welt zukommt.
Neben zahlreichen Stipendien wie dem Heinrich-Heine-Stipendium (2002), dem Elias-Canetti-Stipendium (2004/05) und dem Robert-Musil-Stipendium (2009–2011) erhielt die Autorin wichtige Preise wie zuletzt den Veza-Canetti-Preis der Stadt Wien (2015) und den Österreichischen Kunstpreis für Literatur (2016). Sabine Gruber lebt in Wien.
Aushäusige
Wieser
Klagenfurt, 1996
Die Zumutung
C.H. Beck
München, 2003
Über Nacht
C.H. Beck
München, 2007
Stillbach oder Die Sehnsucht
C.H. Beck
München, 2011
Daldossi oder Das Leben des Augenblicks
C.H. Beck
München, 2016