Peter Pohl
- Schweden
- Zu Gast beim ilb: 2010, 2012
Peter Pohl, geboren 1940 in Hamburg, emigrierte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nach dem Tod seines deutschen Vaters mit seiner Mutter nach Schweden. Sein besonderes Interesse galt früh den Fächern Mathematik, Physik sowie Sport. Von Kindheit an schrieb Pohl alle Beobachtungen auf und experimentierte zudem mit Fotografie. »Schon als Sechsjähriger wollte ich für alles die richtigen Wörter finden, um Dinge, die ich erzählen oder an die ich mich erinnern wollte, auszudrücken«, beschreibt er seine Motivation. Nach seinem Studium der Mathematik und Physik nahm er 1963 eine Stelle als Forschungsassistent an der Forschungsanstalt der Verteidigung an, wechselte jedoch an die Königlich Technische Hochschule Stockholm. 1975 schloss er dort seine Promotion in numerischer Analysis ab, arbeitete im Anschluss daran als Hochschuldozent in diesem Fachbereich und veröffentlichte zahlreiche Fachbücher. Seinem Interesse für Sprache und Bilder folgend, begann er sich mit Filmtheorie auseinanderzusetzen und wurde erfolgreicher Filmemacher. Nach eigener Aussage hat er über das filmische Erzählen auch seinen Schreibstil gefunden.
1985 debütiert Peter Pohl schließlich als Schriftsteller mit der überarbeiteten Erzählung aus den fünfziger Jahren »Janne, min vän« (dt. »Jan, mein Freund«, 1989). Im analytischen Erzählstil eines Kriminalromans schildert der Autor darin die Freundschaftsgeschichte zweier Jugendlicher und ihr tragisches Ende. Die zentralen Themen seines in den nachfolgenden Jahrzehnten entstandenen literarischen Werks für Kinder und Jugendliche wie Freundschaft, Mobbing, Identität und Gewalt bezieht der Autor auch aus seiner eigenen Biografie – ganz besonders deutlich wird dies in seinem ursprünglich als Erwachsenenroman erschienenen Jugendbuch »Regnbågn har bara åtta färger« (1986; dt. »Der Regenbogen hat nur acht Farben«, 1993). Authentizität erlangen seine Erzählungen u. a. durch seinen Mut, auf finale Antworten zu verzichten und seine Texte durch das Erzählmittel eines offenen Schlusses zum Ausgangspunkt für einen Dialog sowie eigene Überlegungen des Lesers zu machen. In »Anton, jag gillar dig!« (2008; dt. »Anton, ich mag dich«, 2009) greift Peter Pohl erneut die Themenfelder Freundschaft und soziale Isolation auf. Das Buch erzählt von Anton, den seine Mitschülern bewundern. Er freundet sich zur Überraschung aller mit Jojo an, der ungewollt Antons als »Blender« entlarvt. In »En vän som heter Mia« (2011; dt. »Meine Freundin Mia«, 2012), Peter Pohls jüngstem Werk, erzählt er am Beispiel der elfjährigen Lena von der Kraft der Freundschaft, diesmal im Kontext von suchtkranken und verantwortungslosen Eltern.
Peter Pohls Bücher wurden vielfach national sowie international ausgezeichnet, u. a. erhielt er zweimal den Deutschen Jugendliteraturpreis (1990, 1995). Zusammen mit seiner Familie lebt er in Tyresö südlich von Stockholm.
© internationales literaturfestival berlin
Jan, mein Freund
Ravensburger
Ravensburg, 1989
[Ü: Birgitta Kicherer]
Der Regenbogen hat nur acht Farben
Hanser
München,1993
[Ü: Birgitta Kicherer]
Du fehlst mir, du fehlst mir!
Hanser
München, 1994
[Ü: Birgitta Kicherer]
Anton, ich mag dich
Hanser
München, 2009
[Ü: Birgitta Kicherer]
Meine Freundin Mia
Hanser
München, 2012
[Ü: Birgitta Kicherer]
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