Paulo Scott
- Brasilien
- Zu Gast beim ilb: 2013
Paulo Scott wurde 1966 in Porto Alegre geboren. Er wuchs in einem Arbeiterviertel auf und fing um 1979 an, erste Gedichte zu verfassen. Als junger Erwachsener engagierte er sich in der Menschenrechtsbewegung. An der Universität war er in der studentischen Politik aktiv, auch während der Redemokratisierung des Landes engagierte er sich politisch. Nach Abschlüssen in Jura und Öffentlichem Wirtschaftsrecht unterrichtete Paulo Scott in den folgenden zehn Jahren u. a. an den Fakultäten für Rechtswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften der Universidade Católica do Rio Grande do Sul.
Sein erstes literarisches Werk, »Ainda orangotangos« (2003; Ü: Noch immer Orang-Utans) erregte die Aufmerksamkeit der großen Verlage und der Kritik gleichermaßen, es wurde vom Regisseur Gustavo Spolidoro verfilmt und auf dem 13. Filmfestival von Mailand als bester Film ausgezeichnet. 2005 veröffentlichte Scott den Roman »Voláteis« (Ü: Die Unbeständigen) über einen dekadenten Illustrator und eine rätselhafte Frau, die an der seltenen Krankheit Porphyrie leidet und sich nicht dem Sonnenlicht aussetzen darf. Der Roman wird in Kürze verfilmt. Scott hat außerdem bislang vier von der Presse hochgelobte Gedichtbände veröffentlicht: »Histórias curtas para domesticar as paixões dos anjos e atenuar os sofrimentos dos monstros« (Ü: Kurze Geschichten, um die Leidenschaft der Engel zu zügeln und das Leiden der Ungeheuer zu mildern), »Senhor escuridão« (Ü: Herr Dunkelheit), »A timidez do monstro« (Ü: Die Schüchternheit des Ungeheuers) sowie »O monstro e o minotauro« (Ü: Das Ungeheuer und der Minotaurus) in Zusammenarbeit mit dem Cartoonisten Laerte. Außerdem hat Scott das Drama »Crucial dois um« (Ü: Entscheidend zwei eins) verfasst, das den Theaterpreis FUNARTE/Myriam Muniz de Teatro 2006 gewann.
2008 gab Scott seine Dozentenstelle auf und ging nach Rio de Janeiro, wo er sich seither gänzlich dem Schreiben widmet. Hier entstand der Roman »Habitante irreal« (dt. »Unwirklicher Bewohner«, 2013), für dessen Fertigstellung er das Stipendium Petrobras 2009/2010 bekam. Der Roman wurde mit dem Preis der Fundação Biblioteca Nacional 2012 ausgezeichnet und für den Prêmio Portugal Telecom de Literatura 2012 vorgeschlagen und war jeweils zweitplatziert beim Prêmio Jabuti 2012, beim Prêmio São Paulo de Literatura und beim Prêmio Bravo! 2012 in der Kategorie Bestes Buch. Sein neuester Roman »Ithaca Road« spielt in Sydney. Die Protagonistin ist eine neuseeländisch-europäische Maori, die als Designproduzentin von Kunstausstellungen in England und Australien arbeitet. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit ist Paulo Scott als Übersetzer und Lektor, auch von Drehbüchern, tätig, organisierte Literaturwerkstätten und schrieb Artikel für Magazine und Zeitungen.
Ainda orangotangos
Livros do Mal
Porto Alegre, 2003
Voláteis
Objetiva
Rio de Janeiro, 2005
A timidez do monstro
Objetiva
Rio de Janeiro, 2006
O monstro e o minotauro
Ducineia Catadora
São Paulo, 2011
Unwirkliche Bewohner
Wagenbach
Berlin, 2013
[Ü: Marianne Gareis]