Patrick Roth
Patrick Roth wurde 1953 in Freiburg im Breisgau geboren und wuchs in Karlsruhe auf. Nach dem Abitur ging er zu einem Sprachstudium nach Paris, wo er regelmäßig die Cinémathèque de France besuchte. 1974 arbeitete er als Produktionsassistent bei der in München gedrehten Science-Fiction-Fernsehserie »Es gibt noch was zu retten« (1974). Das Studium der Anglistik, Germanistik und Romanistik an der Universität Freiburg unterbrach er 1975 für ein Stipendium an der University of Southern California (USC) in Los Angeles. Am Cinema Department studierte er Regie und Produktion, in den frühen achtziger Jahren nahm er Schauspielunterricht bei Daniel Mann. Insgesamt lebte er 37 Jahre in Kalifornien – erst 2012, mit Erscheinen seines vielgelobten Romans »Sunrise. Das Buch Joseph«, kehrte Roth nach Deutschland zurück.Durch den Wohnort USA, die mythischen Stoffe seiner Geschichten und die dezidiert filmische Schreibweise nimmt Patrick Roth eine Sonderstellung in der deutschen Gegenwartsliteratur ein. Am Beginn seiner künstlerischen Karriere stehen filmische und dramatische Arbeiten: 1978 produzierte er seinen ersten, mit dem Prädikat »besonders wertvoll« versehenen Kurzfilm »The Boxer«, bei dem er gleichzeitig für Buch, Regie und Schnitt verantwortlich zeichnete. Es folgten Dokumentarfilme über deutsche Exilanten in Kalifornien. Für den SFB, den WDR und den SDR realisierte er eigene Hörspiele. 1990 erschien seine erste literarische Veröffentlichung »Die Wachsamen. Drei Monodramen«; das erste Stück »Kelly« inszenierte er 1994 am Badischen Staatstheater in Karlsruhe. In seiner Erzählung »Meine Reise zu Chaplin« (1997/2003) schildert Roth, wie er 1976 zu seinem Idol Charles Chaplin in die Schweiz reiste, ihm einen Brief zu überreichen. In »Die amerikanische Fahrt. Stories eines Filmbesessenen« (2013) zieht er eine Bilanz seines Wegs vom Filmschüler zum Schriftsteller. Magische »Movie Moments« werden inszeniert mit dem Ziel, »die geheime Kernsekunde der Vision« zu bewahren, die für ihn das eigentlich Schöpferische ausmacht. Roths literarisches Debüt »Riverside. Christusnovelle« (1991) bildet den ersten Teil der »Christus-Trilogie«, die urchristliche Bilder wie Taufe, Totenerweckung und Auferstehung dramatisiert. Zuletzt näherte er sich in seinem großen Roman »Sunrise. Das Buch Joseph« (2012) auf unorthodoxe Weise dem unbekannten Leben des Ziehvaters Jesu an. Im Zentrum der Ereignisse steht die Auseinandersetzung des Individuums mit dem Göttlichen, gefasst in eine archaisch-rhythmisierte Sprache, dargeboten in einer filmisch-präsentischen Erzählweise. Auskunft über sein poetisches Verfahren und die überragende Bedeutung der Träume für sein Schreiben gab Patrick Roth in seinen Frankfurter (2002) und Heidelberger Poetikvorlesungen (2004). Inzwischen ist auch ein Sammelband »Die Wiederentdeckung der Bibel bei Patrick Roth« erschienen. Er sei ein »Gesichte-Seher und Meisterträumer, der seine Nachtmahre aufzeichnet wie Offenbarungen«, urteilte der WDR.Für sein Schaffen erhielt der Autor u. a. den Rauriser Literaturpreis, den Hugo-Ball-Preis und den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung. Patrick Roth lebt in Mannheim.
Riverside Christusnovelle
Suhrkamp Frankfurt a. M., 1991/2005
Meine Reise zu Chaplin Ein Encore
Suhrkamp Frankfurt a. M., 1997
Wallstein Göttingen, 2013
Zur Stadt am Meer
Heidelberger Poetikvorlesungen
Suhrkamp Frankfurt a. M., 2005
Sunrise Das Buch Joseph
Wallstein Göttingen, 2012
Die amerikanische Fahrt
Stories eines Filmbesessenen
Wallstein Göttingen, 2013