Paolo Giordano
- Italien
- Zu Gast beim ilb: 2023
Paolo Giordano wurde 1982 in der italienischen Stadt Turin geboren und absolvierte an der dortigen Universität ein Studium der Physik. Während der Vorbereitung auf die anliegenden Prüfungen entdeckte Giordano schließlich mit 22 Jahren das Schreiben. Zunächst verfasste er einige Kurzgeschichten, die sich thematisch zumeist mit der Kindheit auseinandersetzten. 2008 veröffentlichte er dann seinen ersten Roman, »La solitudine dei numeri primi« (2008; dt. »Die Einsamkeit der Primzahlen«, 2009), mit dessen Werk ihm ein sensationeller Durchbruch als Schriftsteller gelang. Das Werk war das meistverkaufte Buch Italiens im Erscheinungsjahr. Im Kern handelt es sich um einen Coming-of-Age-Roman und eine Liebesgeschichte. Beide Protagonisten sind von einem singulären Ereignis in ihrer Kindheit geprägt, das sie zu Außenseitern macht. Ihre Einsamkeit bietet ihnen gleichsam Schutz vor der Gesellschaft und sich selbst. Als Jugendliche auf dem Gymnasium lernen sie einander kennen und fühlen sich zueinander hingezogen – doch wie zwei Zwillingsprimzahlen (zum Beispiel 11 und 13) stehen sie zwar nahe beieinander, aber es gibt immer etwas Trennendes zwischen ihnen. In poetisch-klarer Sprache findet Giordano immer wieder eindrückliche Bilder dafür, wie die Dramen unserer Kindheit in uns fortwirken. Vorbilder des Autors sind Schriftsteller wie David Foster Wallace und Ian McEwan, der – nach Giordanos eigener Aussage – mit seinem Werk über Kindheit, Verlust und Quantenphysik, »The Child in Time« (1987; dt. »Ein Kind zur Zeit«, 1988), bei der Auseinandersetzung des Autors mit dem Thema Kindheit Pate stand. Für seinen Debütroman wurde Giordano u. a. mit dem Premio Strega ausgezeichnet, dem renommiertesten Literaturpreis Italiens. »Il corpo umano« (2012; dt. »Der menschliche Körper«, 2013) schildert, wie sich junge Soldaten nach einem Einsatz in Afghanistan in der ihnen fremd gewordenen Heimat zurechtzufinden versuchen. »Il nero e l’argento« (2014; dt. »Schwarz und Silber«, 2015) handelt von dem Verhältnis eines Paars, bei dem nach der Farbenlehre des griechischen Gelehrten Galenos das Schwarz der Melancholie auf das Silberne der Fröhlichkeit trifft. In »Nel contagio« (2020; dt. »In Zeiten der Ansteckung«, 2020) beschreibt Giordano seine Erfahrungen im gesellschaftlichen Ausnahmezustand während der Corona-Pandemie und die Fragilität der westlichen Zivilisation. »Tasmania« (2022; dt. »Tasmanien«, 2023) ist ein Roman über die Zukunft und die Angst, die Kontrolle zu verlieren. Die Krise, von der erzählt wird, betrifft nicht nur ein Paar, eine Generation, sondern die Welt und unseren Planeten.
Giordano wurde 2010 an der Universität Turin in theoretischer Physik /Teilchenphysik promoviert. Er schreibt zudem journalistische Texte und Drehbücher. Der Autor lebt in Turin.
Die Einsamkeit der Primzahlen
Karl Blessing
München, 2009
[Ü: Bruno Genzler]
Der menschliche Körper
Rowohlt
Reinbek, 2012
[Ü: Barbara Kleiner]
Schwarz und Silber
Rowohlt
Reinbek, 2015
[Ü: Barbara Kleiner]
Den Himmel stürmen
Rowohlt
Reinbek, 2018
[Ü: Barbara Kleiner]
In Zeiten der Ansteckung
Wie die Corona-Pandemie unser Leben verändert
Rowohlt
Reinbek, 2020
[Ü: Barbara Kleiner]
Tasmanien
Suhrkamp
Berlin, 2023
[Ü: Barbara Kleiner]