Nana Kwame Adjei-Brenyah
- Zu Gast beim ilb: 2020
Nana Kwame Adjei-Brenyah wurde 1990 als Sohn ghanaischer Eltern in Spring Valley, New York, geboren. Er studierte Englisch, Journalismus und Filmwissenschaft an der University of Albany, State University of New York, und erlangte seinen Master of Fine Arts in Kreativem Schreiben an der Syracuse University, New York, wo er heute unterrichtet.
Adjei-Brenyahs Kurzgeschichten und Essays sind in zahlreichen Zeitschriften erschienen, u. a. in »The Paris Review«, »Guernica Magazine« und in der »Breakwater Review«, die ihm 2017 den Breakwater Review Fiction Prize verlieh. 2018 erschien sein Debüt »Friday Black« (dt. 2020), das international gefeiert wurde. Die zwölf Kurzgeschichten des Bandes entwerfen dystopische Szenarien von Gewalt, Rassismus und hemmungslosem Konsum, die letztlich auf das Amerika der Gegenwart weisen. Die Eröffnungsgeschichte »Finkelstein 5« führt die Ungerechtigkeit des US-amerikanischen Justizsystems vor und zeigt zugleich, welche Konsequenzen der täglich erlittene Rassismus hat: Der Protagonist wird nicht nur Zeuge, wie der kaltblütige Mörder von fünf schwarzen Kindern, ein weißer Mann in mittleren Jahren, entlastet wird, er hat zudem gelernt, sein Schwarzsein auf einer Skala von eins bis zehn herunterzuschrauben, je nachdem, in welchem gesellschaftlichen Kontext er sich gerade bewegt. In der Titelgeschichte »Friday Black« wiederum gerät eine gewöhnliche Shoppingmall zum apokalyptischen Schauplatz von Konsumwütigen, die einander gegenseitig zu Tode trampeln. Eine Szene, die trotz aller Dystopie erschreckend aktuell anmutet. Mit seinen düsteren, oft absurd-fantastischen und dabei manchmal auch komischen Erzählungen über die großen Probleme unserer Zeit steht Adjei-Brenyah in der Tradition politisch engagierter Literatur. Auf die Frage, warum er politische Geschichten schreibe, antwortete der Autor in einem Interview in »The Paris Review«, dass man als Schriftsteller an der Gesellschaft teilhabe: »Keine Kunst (oder Person) entsteht aus einem Vakuum. Damit meine ich nicht, dass alle Kunst eine politische Plattform hat, sondern dass Künstler*innen eine Identität haben, die sich in verschiedener Hinsicht mit der Gesellschaft überschneidet. Kunst zu schaffen hat politische Implikationen. Schwarz zu sein und in einem Raum zu existieren hat Auswirkungen.«
»Friday Black« wurde von der Kritik hoch gelobt und mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem PEN-Jean Stein Book Award und dem John Leonard Award for the Best First Book. 2018 wurde Adjei-Brenyah auf die »5 unter 35«-Liste der National Book Foundation gesetzt. Der Autor lebt in Syracuse, New York.
Friday Black
Penguin
München, 2020
[Ü: Thomas Gunkel]