Mirjam Pressler
Mirjam Pressler, 1940 in Darmstadt geboren, wuchs bei Pflegeeltern und im Heim auf. Nach dem Studium der bildenden Kunst und der Sprachen in Frankfurt und München lebte sie ein Jahr lang in einem Kibbuz in Israel. Zurück in Deutschland, arbeitete in verschiedenen Berufen. Erst mit 39 Jahren begann sie zu schreiben – heute gehört sie zu den bedeutendsten Kinder- und Jugendbuchautoren deutscher Sprache. Seit ihrem Debüt mit »Bitterschokolade« (1980), das von einem an Bulimie erkrankten Mädchen erzählt, hat sie mehr als 40 Romane, Erstlesetexte sowie Bilderbücher veröffentlicht und über 300 Titel u. a. aus dem Flämischen, Hebräischen und Englischen übersetzt, darunter Werke von Bart Moeyaert und Zeruya Shalev.
Mirjam Pressler wendet sich mit ihren Büchern an junge Leser, deren Gefühlswelt und soziale Wirklichkeit sie porträtiert. Sie schreibt über vernachlässigte Kinder oder Außenseiter, die in schwierigen und oftmals sozial problematischen Situationen durch Mut und Lebensfreude zu starken Persönlichkeiten heranwachsen. Dabei schöpft sie auch aus persönlichen Erfahrungen, wie in »Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen« (1994), einem feinfühligen Porträt der zwölfjährigen Halinka, die seit Jahren im Heim lebt, wo sie unglücklich ist. Ihrer Fantasie kann Halinka nur in einem Tagebuch freien Lauf lassen. Wie für die Autorin ist für ihre Figuren Sprache überlebenswichtig, um die eigenen Sehnsüchte zu formulieren. Als scharfe Beobachterin erzählt Mirjam Pressler stille Lebensschicksale auch im Kontext jüdischer Historie. Mit ihrem Jugendroman »Malka Mai« (2001) taucht sie in die Zeit des Zweiten Weltkriegs ein und schildert die Flucht einer jüdischen Ärztin mit ihren Töchtern vor den Nazis. Malkas ergreifende Odyssee ist eine Beschwörung des unzertrennlichen Bandes zwischen Mutter und Kind. In ihrem Roman »Golem stiller Bruder« (2007) entführt Pressler ihre Leser in die goldene Stadt Prag um 1600. Eindrucksvoll greift sie die Legende des Golem auf und erzählt von menschlicher Vermessenheit. Presslers jüngster Roman »Ein Buch für Hanna« (2011) erzählt von der 14-jährigen Jüdin Hanna, die 1939 Nazi-Deutschland verlassen muss, nach Dänemark geht und von dort ins KZ Theresienstadt deportiert wird. Pressler ist eine ergreifende und poetische Geschichte über ein fiktives Schicksal, beruhend auf wahren Begebenheiten, gelungen.
Für ihr Werk wurde Pressler u. a. mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises als Übersetzerin (1994), dem Deutschen Bücherpreis für ihr literarisches Lebenswerk (2004) und dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für das Gesamtwerk (2010) ausgezeichnet. Mirjam Pressler hat drei Töchter und lebt in Landshut.
Bitterschokolade
Beltz & Gelberg
Weinheim, 1980
Stolperschritte
Spectrum
Stuttgart, 1981
Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen
Beltz & Gelberg
Weinheim, 1994
Nathan und seine Kinder
Beltz & Gelberg
Weinheim, 2009
Ein Buch für Hanna
Beltz & Gelberg
Weinheim, 2011
www.mirjampressler.de