Matthew Sweeney
Matthew Sweeney wurde 1952 in der irischen Grafschaft Donegal geboren. 1973 ging er zum Studium nach London, wo er sich intensiv mit der deutschsprachigen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts beschäftigte. 1977/78 folgte ein einjähriger Studienaufenthalt in Freiburg.
Sein erster Gedichtband, »A Dream of Maps« (Ü: Ein Traum von Landkarten), erschien 1981. Seither hat Sweeney zahlreiche Lyriksammlungen veröffentlicht. Sein Werk nahm von Anfang an eine Sonderstellung innerhalb der englischsprachigen Lyrik ein. Sweeney erzählt in seinen Gedichten in einer elementaren Sprache scheinbar alltägliche Geschichten, die unvermittelt beginnen und gegen Ende oft eine überraschende Wendung nehmen. Die stilistische Zurückhaltung und dramaturgische Umstandslosigkeit, mit denen er den Leser in das Innenleben seiner Gedichte zieht, ist eines der charakteristischen Merkmale seiner Lyrik. Spätestens mit seiner dritten Sammlung von Gedichten, dem 1985 erschienenen Buch »The Lame Waltzer« (Ü: Das lahme Karussell), fand er zu seiner unverwechselbaren Stimme, jenem lakonischen Stil, der weitgehend unabhängig von dekorativen Elementen ist und alles Metaphorische meidet. Weniger an figurativen Fragen als an dem interessiert, was er mit dem serbisch-amerikanischen Dichter Charles Simic als »European Darkness« bezeichnet, konzentrierte sich Sweeney fortan auf einen »alternativen Realismus«, der neben der antilyrischen Stimmung zu einem weiteren Markenzeichen seiner Gedichte geworden ist.
Neben seinen lyrischen Arbeiten war er Herausgeber mehrerer Anthologien und verfasste viel gelesene Kinderbücher, zuletzt »Fox« (2002; dt. »Fuchs«, 2003), eine spannende und zugleich nachdenkliche Geschichte über das Erwachsenwerden und das Geschenk der Freundschaft. Sweeney erzählt von dem elfjährigen Gerard, dem die Freundschaft zu einem Obdachlosen Halt gibt und ihn die ihm fehlende Aufmerksamkeit und Ermutigung erfahren lässt. Der Roman geht behutsam auf die Themen ein, die Kinder im Alter des Protagonisten beschäftigen: Freundschaft, aber auch Probleme in der Schule, Hänseleien durch Mitschüler und Sich-unverstanden-Fühlen. Der Autor zeigt seinen jugendlichen Lesern, wie wichtig es ist, respektvoll zu sein, Sorge zu tragen, Initiative zu zeigen und Vertrauen zu gewinnen. Der Roman war 2002/2003 für den CBI/Bisto Award, eine der wichtigsten Auszeichnungen Irlands, nominiert. Mit »Up on the Roof« (2001; Ü: Oben auf dem Dach) hat Sweeney einen originellen Lyrikband für Kinder vorgelegt, der um die mannigfaltige Erfahrungswelt von Kindern kreist. »The New Faber Book of Children’s Verse« (2001; Ü: Das neue Faber-Buch der Kinderverse) ist eine anregende Anthologie voller unerwarteter Wendungen.
Sweeney wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Cholmondeley Award (1987) und dem Arts Council of England Writers’ Award (1999). Der Gedichtband »Black Moon« (2007; Ü: Schwarzer Mond) wurde 2007 in die Shortlist des T. S. Eliot Prize aufgenommen. Sein Werk wurde bereits in der Slowakei, in Lettland, Mexiko, Rumänien und den Niederlanden veröffentlicht. 2008 erschien sein erster deutscher Gedichtband »Rosa Milch«. Sweeney lebt im County Cork und in Donegal.
Der Autor verstarb am 5. August 2018.
© internationales literaturfestival berlin
The Lame Waltzer
Allison & Busby
London, 1985
The Snow Vulture
Faber & Faber
London, 1992
Fatso in the Red Suit
Faber & Faber
London, 1995
A Smell of Fish
Cape Poetry
London, 2000
Fuchs
[Ill: Christopher Corr]
Berlin Verlag
Berlin, 2003
[Ü: Cornelia Krutz-Arnold]
Rosa Milch
Berlin Verlag
Berlin, 2008
[Ü: Jan Wagner]