María Cecilia Barbetta
- Argentinien, Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2018
María Cecilia Barbetta wurde 1972 in Buenos Aires, Argentinien, geboren. Sie besuchte die deutsche Schule in Buenos Aires und entschied sich danach für ein Studium von Deutsch als Fremdsprache. 1996 kam sie mit einem DAAD-Stipendium nach Berlin, 2000 wurde sie an der Freien Universität in Germanistik promoviert und beschloss, in Berlin zu bleiben. Bis 2005 unterrichtete sie Spanisch an der Viadrina in Frankfurt (Oder) und war parallel beim damaligen Museumspädagogischen Dienst Berlin als wissenschaftliche Volontärin im Bereich Kunstausstellungen tätig. Mit Unterstützung eines Stipendiums des Berliner Senats begann sie mit dem Schreiben.
Barbetta verfasste ihr Debüt »Änderungsschneiderei Los Milagros« (2008), ausgezeichnet mit dem aspekte-Literaturpreis und dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis, in deutscher Sprache. »Es ist so, als ob die deutsche Sprache ein Mantel wäre, und mit diesem Mantel kann ich zurück nach Buenos Aires reisen […], beschützt durch diese Sprache, die für mich auch immer eine Distanz mit sich bringt, eine bestimmte Ironie.« In den literarischen Traditionen Argentiniens (insbesondere Julio Cortázars) stehend, erzählt Barbetta in »Änderungsschneiderei Los Milagros« von der jungen Schneiderin Mariana, die bei ihrer Tante arbeitet und für Analía das Hochzeitskleid von deren Mutter umarbeiten soll. Während also Analías Hochzeit bevorsteht, wartet Mariana vergeblich auf Nachrichten von ihrem Verlobten, der sich in den USA aufhält. Die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen, und die beiden Erzählfäden von Mariana und Analía verknüpfen sich und verstricken sich schließlich zu einem vielschichtigen Erzählstoff. Der Titel des Romans entpuppt sich als Metapher, die für den gesamten Text zum Programm wird: Barbetta erspürt verborgene oder mögliche Doppel- und Dreifachbedeutungen deutscher Wörter, spielt virtuos mit ihren verschiedenen Dimensionen, konstruiert ungewöhnliche Assoziationsketten, erfindet Neologismen, komponiert neue Satzmelodien und bedient sich zudem zahlreicher Anspielungen aus der Weltliteratur. Bereits vor dem Erscheinen von Barbettas zweitem Roman »Nachtleuchten« (2018) wurde ein Auszug des Manuskripts mit dem Alfred-Döblin-Preis geehrt. Die Handlung ist wiederum in Buenos Aires angesiedelt, im Viertel Ballester zu Zeiten politischer Verwerfungen und Umbrüche, es herrscht die gespenstische Atmosphäre am Vorabend eines politischen Umsturzes. Barbetta greift hier zurück auf ihre Erlebnisse als Kind, als in ihrer Heimat eine Militärdiktatur herrschte und die Angst der Erwachsenen allgegenwärtig war, sich in die emotionalen Grundmuster ihrer Generation einschrieb.
Barbetta erhielt auch das Aufenthaltsstipendium der Villa Massimo in Rom 2013 und weitere Stipendien des Berliner Senats und des Deutschen Literaturfonds Darmstadt. Die Autorin lebt und arbeitet in Berlin.
Änderungsschneiderei Los Milagros
S. Fischer
Frankfurt a. M., 2008
Nachtleuchten
S. Fischer
Frankfurt a. M., 2018