Manos Kontoleon
Manos Kontoleon, geboren 1946 in Athen, studierte Physik an der dortigen Universität. Bereits seit seiner Kindheit beschäftigt er sich mit Literatur und dem Schreiben und verwendet dabei alle Formen der Prosa. Heute gehört er als journalistischer Mitarbeiter unterschiedlicher Printmedien, Rundfunk- und Fernsehsender, als Übersetzer ausländischer Kinderbücher sowie als Autor zahlreicher literarischer Texte für Erwachsene, Kinder und Jugendliche zu den produktivsten und renommiertesten Schriftstellern Griechenlands. Bis heute hat er über fünfzig Bücher veröffentlicht. Seit vielen Jahren engagiert er sich auf institutioneller Ebene im Bereich Literatur und Literaturvermittlung, u. a. als Vizepräsident der griechischen UNICEF-Sektion und früheres Vorstandsmitglied des Nationalen Buchzentrums Griechenlands, des Griechischen Autorenverbandes sowie der Griechischen IBBY-Sektion.
Mit »Kapote stin Pontikoupoli« (1979; Ü: Einmal in der Mäusestadt) veröffentlichte er sein erstes Märchen-Kinderbuch, dem zahlreiche weitere Titel nachfolgten, u. a. »O adelfos tis Aspassias« (1993; Ü: Aspassias’ Bruder). Dieses Buch erzählt aus der Perspektive eines Zehnjährigen in Tagebuchform von den Nöten seines Familienalltags mit einer nach eigener Einschätzung allwissenden älteren Schwester, einem Vater, der sich in der Wahrnehmung seines Sohnes zu sehr den weiblichen Mitgliedern der Familie unterordnet, und den Peinlichkeiten, die Familientraditionen wie geerbten Faschingskostümen innewohnt. Neben seinen Texten für Erwachsene hat Manos Kontoleon vor allem mit seinen inhaltlich und erzählperspektivisch vielschichtigen Jugendbüchern Akzente innerhalb des griechischen Buchmarkts gesetzt. Darin thematisiert er neben sozialen und familiären auch politische Aspekte der zeitgenössischen Gesellschaft und präsentiert dabei stets neue literarästhetische Ausdrucksformen der Sprache und Erzählstruktur. Mit seinem aktuellen Jugendbuchtext »Anishiros angelos« (2010; Ü: Machtloser Engel) greift der Autor die Geschehnisse um den 2008 von einem Polizisten erschossenen 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos und die anschließenden sozialen Unruhen in Griechenland auf und schildert diese fiktional verfremdet. Er entwirft dabei mehrere Erzählebenen und damit unterschiedliche Perspektiven auf die Entwicklungen. So erzählt die fiktive Tochter des Polizisten, wie sie den Jungen kurz vor seinem Tod in der S-Bahn kennenlernt und wie diese Begegnung und die nachfolgenden Ereignisse sie nicht mehr loslassen. Dabei diskutiert Kontoleon die Frage von Schuld subtil zwischen den Zeilen.
Für seine Bücher erhielt der Autor zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 1998 den griechischen Staatspreis für Literatur sowie 2002 eine Nominierung für den Hans Christian Andersen-Preis. Manos Kontoleon lebt in Athen.
© internationales literaturfestival berlin
Kapote stin Pontikoupoli
Kastaniotis
Athen, 1979
Ena sirtari gemato oniro
Ankira
Athen, 1988
O adelfos tis Aspassias
Patakis
Athen, 1993
Istoria Efnouchou
Patakis
Athen, 2000
Anishiros angelos
Patakis
Athen, 2010