Linde Hagerup
- Norwegen
- Zu Gast beim ilb: 2019
Die aus einer Familie von Schriftstellern stammende Linde Hagerup wurde 1968 geboren und verbrachte ihre Kindheit in Rykkinn in der norwegischen Gemeinde Bærum. Mit 17 Jahren begann sie ein Studium an der Akademie für Bildende Kunst in Bergen, u. a. bei Jon Fosse. Danach war sie an einem Theater und als Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift »Vagant« tätig.
Ihre Kurzprosa veröffentliche sie erstmalig 1999 unter dem Titel »Og det skal vare så lenge« (Ü: Und es wird so lange dauern). Darin schafft sie es, mit wenigen Worten, geradezu skizzenhaft, Situationen und Stimmungen zu erfassen und ein menschliches Drama oder die Gefühlswelt ihrer Protagonist*innen auszudrücken. Anschließend erschienen Romane wie die Trilogie »Jesus er gravid – og andre sannheter fra Rykkinn« (2009, 2010, 2012; Ü: Jesus ist schwanger – und andere Wahrheiten von Rykkinn) und 2016 mit »En bror for mye« (dt. »Ein Bruder zu viel«, 2019) das erste Kinderbuch. Hagerup schreibt darin aus kindlicher Sicht von den Veränderungen, die sich nach einem Todesfall in einer Familie vollziehen können. Die Idee für dieses Buch reifte nach dem unerwarteten Tod einer engen Freundin in der Autorin heran. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die neunjährige Sara, die mit ihrer Schwester und ihren Eltern eine glückliche Kindheit erlebt. Ihre Welt verändert sich, als eine Freundin ihrer Mutter stirbt und deren Sohn, der fünfjährige Steinar, in die Familie aufgenommen werden soll. Sara muss fortan nicht nur ihr Zimmer mit ihm teilen, sondern auch die Fürsorge und Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Steinar ist traumatisiert vom Tod seiner Mutter, mal zeigt er sich fordernd, mal wütend, dann wieder versinkt er in Traurigkeit. Sara, die nur schwer akzeptieren kann, dass Steinar die meiste Zeit im Mittelpunkt steht, muss einen Weg finden, eine Beziehung zu dem ungewollten Bruder aufzubauen. Schließlich kommt ihr die zündende Idee: Sie schneidet sich die Haare ab und wird zu einem Jungen namens Alfred, denn sie meint, als großer Bruder besser für Steinar sorgen und die Aufmerksamkeit ihrer Eltern zurückgewinnen zu können. Deutschlandfunk Kultur lobte das Buch mit den Worten: »Meisterhaft baut Linde Hagerup ihre Geschichte um Sara auf. Man denkt und leidet mit der Neunjährigen mit, versteht ihre Gefühle und kommt so ihrer Not sehr nah. Nichts gerät ihr zum Klischee. Eine wunderbare Familiengeschichte. Eine, die zu Herzen geht und die davon erzählt, dass auch bei besten Absichten vieles schiefgehen kann, denn auch Mütter und Väter sind fehlbar.«
Die Autorin lebt auf der Insel Kråkerøy in der Gemeinde Fredrikstad.
Og det skal vare så lenge
Oktober
Oslo, 1999
Ikke sant
Cappelen Damm
Oslo, 2007
Verdens største gorilla
[Ill. Thore Hansen]
Cappelen Damm
Oslo, 2008
Ingen som røyker hopper strikk
Cappelen Damm
Oslo, 2008
Get used to it
Cappelen Damm
Oslo, 2010
Var det det det var
Cappelen Damm
Oslo, 2012
Jesus er gravid
og andre sannheter fra Rykkinn
Cappelen Damm
Oslo, 2012
Ein Bruder zu viel
[Ill. Felicitas Horstschäfer]
Gerstenberg
Hildesheim, 2019
[Ü: Gabriele Haefs]