Kevin Starr
- USA
- Zu Gast beim ilb: 2005
Kevin Starr gilt als das lebende Archiv Kaliforniens. Der Historiker wurde 1940 in San Francisco geboren. Er studierte dort Geschichte und diente anschließend zwei Jahre in einem Panzerbataillon in Mannheim. Zurück in den Vereinigten Staaten, promovierte er an der Universität Harvard in Amerikanischer Literatur und arbeitete dann als Assistent und Professor. 1973 kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er seitdem lebt und wirkt. Er erwarb den Magistertitel der Bibliothekswissenschaft in Berkeley und arbeitete als Bibliothekar der Stadt San Francisco sowie als Assistent des Bürgermeisters. Seine administrativen und akademischen Tätigkeiten verband Starr mit journalistischer Arbeit. Er war Tageskolumnist des »San Francisco Examiner« und schrieb unter anderem für die »Los Angeles Times«, deren Mitherausgeber er war. 1994 wurde er zum siebten kalifornischen Staatsbibliothekar im 20. Jahrhundert ernannt.
Bekannt ist Starr vor allem für seine monumentale, bisher sieben Bände umfassende Geschichte Kaliforniens. Sie ist der kenntnisreiche Versuch, die Eigentümlichkeit Kaliforniens zu ergründen und die Rolle des »Golden State« im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten zu bestimmen. Ob als Vorreiter, Utopie, Versuchslabor oder karikaturhaftes Abbild – eines ist sicher: »Wenn Amerika nicht Kalifornien hätte, wäre sein psychisches Leben ein anderes. Seine Vorstellungskraft wäre beschränkt. Ein gewaltiger Anteil amerikanischer Kreativität wäre verloren.« Starr entfaltet ein umfassendes kulturgeschichtliches Panorama, das von den Anfängen Kaliforniens im Goldrausch über Hollywood, die große Depression und Migrationsströme ungeahnten Ausmaßes bis in die heutige Zeit reicht. Das letzte Buch »Coast of Dreams: California on the Edge, 1990-2003« (2004; Ü: Küste der Träume. Kalifornien auf der Kippe, 1990-2003) ist ein Kaleidoskop kalifornischer Vielfältigkeit. Es vereint Kapitel über das Surfen mit Schilderungen der Gewalt von Jugendbanden, Rassenunruhen sowie dem Aufstieg und Fall von Silicon Valley und endet mit der Amtseinführung des neuen Gouverneurs Schwarzenegger. Ausgehend von signifikanten Ereignissen verfolgt Starr lebhaft, mitreißend und in epischem Duktus Entwicklungslinien, in die kurze Porträts von charakteristischen, manchmal schillernden Persönlichkeiten, wie z.B. O.J. Simpson eingeflochten sind.
Starr wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Er war Fellow der Guggenheim Memorial Foundation und der Society of American Historians, erhielt vier Ehrendoktorwürden und den Lifetime Achievement Award des PEN Center USA. 2004 wurde er zum State Librarian Emeritus ernannt, 2006 erhielt er die National Humanities Medal. Er lehrt an der University of Southern California in Los Angeles und arbeitet derzeit an einem weiteren Band seiner kalifornischen Geschichte mit dem Titel »Finding the Dream: California 1951-1963« (Ü: Das Finden des Traums. Kalifornien 1951-1963). Zuletzt erschien Starrs einbändige Geschichte »California: A History« (2005).
Der Autor verstarb am 14. Januar 2017.
© internationales literaturfestival berlin
Americans and the Californian Dream, 1850 – 1915
Oxford University Press
Oxford, 1973
Land´s End
McGraw-Hill
New York, 1979
Inventing the Dream
Oxford University Press
Oxford, 1985
Material Dreams
Oxford University Press
Oxford, 1990
Endangered Dreams
Oxford University Press
Oxford, 1996
The Dream Endures
Oxford University Press
Oxford, 1997
Embattled Dreams
Oxford University Press
Oxford, 2002
Coast of Dreams
Alfred A. Knopf
New York, 2004
California: A History
Random House
New York, 2005
Übersetzer: Rainer G. Schmidt