Iván Thays
- Peru
- Zu Gast beim ilb: 2007
Iván Thays wurde 1968 in Lima geboren. Der peruanische Schriftsteller, Literaturkritiker und -vermittler studierte Literatur und Linguistik an der Pontificia Universidad Católica del Perú. Seit 2000 moderiert er das Literaturprogramm »Vano oficio« (Eitles/vergängliches Geschäft) im staatlichen peruanischen Fernsehen, wo wöchentlich ein Autor vorgestellt und diskutiert wird.
Thays widmet sich mit Vorliebe den ungewöhnlicheren, abseitigen Schriftstellern Lateinamerikas. Sein eigenes Werk, das neben diesen Einflüssen (darunter Luis Loayza, Gastón Fernández und Carlos Calderón Fajardo) auch klassische Vorbilder wie Vladimir Nabokov und Juan Carlos Onetti erkennen lässt, wird keiner bestimmten literarischen Strömung zugerechnet. Eine Gemeinsamkeit mit den Werken seiner Altersgenossen besteht allerdings darin, dass der explizite Bezug zum eigenen Land ebenso wie dessen »allumfassende« Darstellung nicht angestrebt wird. »Ich glaube, es ist ein Merkmal meiner Generation, dass für sie der ›totale‹ Roman seinen Sinn verloren hat. Ich bevorzuge den introspektiven Roman, also denjenigen, der Aspekte des Menschen sichtbar macht. Ich habe kein Interesse daran zu zeigen, wie zum Beispiel Peru oder sein Volk handelt. Überhaupt nicht. In diesem Sinn bin ich kein absoluter Schriftsteller, sondern eher ein intimer, der sich mit Details beschäftigt.«
Thays, dessen Geschichten vielfach in Anthologien aufgenommen wurden, debütierte mit dem Kurzgeschichtenband »Las fotografías de Frances Farmer« (1993; Ü: Die Fotografien des Frances Farmer), der 2000 in Peru und 2001 in Spanien neu aufgelegt wurde. Seitdem verfasste er drei Romane, in denen er mit seiner als lyrisch gerühmten Prosa die Kunst der Abschweifung übt. »Escena de caza« (1995; Ü: Jagdszene), der 2002 ebenfalls eine Neuauflage erlebte, erforscht die Gefühle der Liebe und des Ungenügens. »El viaje interior« (1999; Ü: Die innere Reise) erzählt vom Versuch eines Mannes, von seiner ehemaligen Geliebten loszukommen und in einer fiktiven Stadt im Mittelmeerraum seine romantischen Gefühle zu überwinden. Thays’ letzter Roman, »La disciplina de la vanidad« (2000; Ü: Die Disziplin der Eitelkeit/Vergänglichkeit), schildert anhand eines Treffens von Schriftstellern und Kritikern ironisch und humorvoll die Abgründigkeit des Literaturbetriebs.
Zusammen mit seinem Kollegen Alonso Cueto richtete Thays an der Universidad Católica die Fakultät »Escuela de Escritura Creativa« ein und unterrichtet hier Kreatives Schreiben. Er veröffentlicht regelmäßig Artikel in seinem Blog notasmoleskine.blogspot.com. 2001 erhielt er den Prinz-Claus-Preis und war Finalist des Premio Rómulo Gallegos. Zuletzt gab er eine Anthologie junger peruanischer Autoren zum Thema Reisen heraus. Thays lebt in Lima.
© internationales literaturfestival berlin
Escena de caza
El Santo Oficio
Lima, 1995
El viaje interior
PEISA
Lima, 1999
Las fotografías de Frances Farmer
Adobe
Lima, 2000
La disciplina de la vanidad
Pontif. Univ. Católica del Perú
Lima, 2000
Pasajeros perdurables [Hg.]
Planeta
Lima, 2006
Übersetzer: Petra Strien