Inam Bioud
- Syrien
- Zu Gast beim ilb: 2009
Inam Bioud wurde 1953 als Tochter einer syrischen Mutter und eines algerischen Vaters in Damaskus geboren, ging 1966 mit der Familie nach Algier, besuchte dort das ägyptische Gymnasium und veröffentlichte erste Gedichte in der algerischen Presse. In Damaskus und Algier studierte sie Architektur und Kunst, absolvierte eine universitäre Dolmetscherausbildung (Englisch, Französisch, Arabisch) und promovierte in Übersetzungswissenschaft. Sie lehrte an den Universitäten von Algier und Oran Translatologie und wurde 2004 zur Gründungsdirektorin des Institut Supérieur Arabe de Traduction, des Übersetzerinstituts der Arabischen Liga in Algier, ernannt. 2002 wurde die kreative Autorin und Künstlerin von der algerischen Zeitschrift »L’Express« unter die 100 dynamischsten Persönlichkeiten ihres Landes gewählt. Durch ihre berufliche Position, aber auch durch eigene Übersetzungen von Kinder- und Kunstbüchern, Lyrik, Romanen und Drehbüchern erfüllt sie eine wichtige Brückenfunktion im von vielerlei Sprachgrenzen durchzogenen Algerien. Sie hat u. a. Yasmina Khadra, Rachid Boudjedra, Nadira Laggoune und Abderrahmane Djelfaoui ins Arabische übersetzt.
Ihr erster eigener, zweisprachig edierter Lyrikband wurde von Samira Negrouche ins Französische übersetzt: »Rasâ’il lam tursal«/»Poste restante« (2003; Ü: Nicht abgeschickte Briefe). Themen und Tonfall der rund 30 lyrischen »Briefe« sind von ergreifender Eindringlichkeit. In den melancholisch-rebellischen Gedichten geht es um weibliche Revolte in einer maskulinen Welt (»Die Vergangenheit hat sich die Adern aufgeschlitzt / und die Gegenwart gehört mir nicht mehr / kehre zurück / woher du kommst / dein Weg war niemals / mein Weg«), um Solidarität mit Palästina (im »Brief an Jesus« fragt sie sich, »wie er der Liebe im eigenen Land / mit ruhigem Gewissen / zu sterben erlaubt«), aber auch um eine synästhetisch zelebrierte Lebenslust, allem zeitbedingten Pessimismus zum Trotz (»Unser Leben ist keine Strafe / dieser bittersüße Geschmack / von Wolken umhüllt / wird sich aufhellen / und unsere atemlose Suche / dem Wunder auf der Spur / ist nur eine Rückkehr«).
In ihrem ersten Roman »Assamak lâ yubâlî« (2004; Ü: Den Fischen ist es egal), für den sie den Prix Malek Haddad erhielt, verarbeitet Bioud Jugenderinnerungen im gewagteren Stil der neuen arabischen Frauenliteratur, bleibt bei der Schilderung amouröser Erfahrungen jedoch diskret. Eine junge Malerin, die es aus dem toleranten Milieu des Damaskus ihrer Kindheit ins von Terror und Tod überschattete Algier der Neunziger verschlägt, findet Zuflucht in der Liebe und der Kunst.
Ein zweiter Gedichtband erscheint in Kürze: »She is not Blonde but She is Trying« (Ü: Sie ist nicht blond, doch sie versucht es). Die Autorin lebt in Algier.
© internationales literaturfestival berlin
Rasa’il lam tursal /
Poste restante
Barzakh
Algier, 2003
[Ü: Samira Negrouche]
al-Tarjamah al-adabiyah:
mashakil wa-hulul
ANEP
Algier
Dar al-Farabi
Beirut, 2003
Assamak la yubali
Al-Ikhtilaf
Algier, 2004
Dar al-Farabi
Beirut, 2005
Übersetzer: Samira Negrouche