Hans Maarten van den Brink
- Niederlande
- Zu Gast beim ilb: 2007
Hans Maarten van den Brink wurde 1956 im niederländischen Oegstgeest geboren. Er war der älteste von drei Söhnen einer deutschen Mutter und eines niederländischen Vaters, Psychologe in einer psychiatrischen Anstalt, der die Familie verließ, als van den Brink zehn Jahre alt war. Über diese Erfahrung sagte er später: »Natürlich war es traurig, aber es hat auch meine Fähigkeit zur Selbsthilfe gefördert und mich ge pr ägt. Schreiben ist eine ähnliche Erfahrung – sich selbst erfinden. Keiner kann helfen, man muss es selbst erledigen.«
Während seines kurzen Studiums des Niederländischen an der Universität von Leiden begann van den Brink für die Uni-Zeitung zu schreiben. Er arbeitete seit 1982 für die Tageszeitung »NRC-Handelsblad«, lebte mehrere Jahre als Korrespondent in Spanien und den USA und war Chefredakteur beim niederländischen Fernsehsender VPRO. Ein Querschnitt seiner Auslandserfahrungen findet sich in drei journalistischen Sammelbänden: »Reis naar de West« (1986; Ü: Reise nach Westen) über die Kultur auf den niederländischen Antillen, »Boven de grond in Washington en New York« (1988; Ü: Über der Erde in Washington und New York) mit Berichten aus den USA der Reagan-Ära sowie »De dertig dagen van Sint Isidoor« (1994; Ü: Die dreißig Tage von Sankt Isidor) mit Betrachtungen über den Stierkampf.
Nach seinem Debüt als Romancier, »De vooruitgang« (1993; Ü: Der Fortschritt), wurde er mit der Novelle »Over het water« (1998; dt. »Über das Wasser«, 2000) einem größeren Leserkreis bekannt. Sie erzählt von einem fragilen Glück im Sommer 1939. Der junge Protagonist findet bei einem Ruderverein eine unerwartete Unabhängigkeit von seinem Elternhaus und trainiert mit seinem jüdischen Freund für die Olympischen Spiele, die wegen des Kriegsausbruchs schließlich nicht mehr stattfinden. Fünf Jahre später kehrt er zurück und findet nur noch die Spuren einer untergegangenen Welt. Die beschauliche, nachdenkliche Geschichte wird von atmosphärischen Bildern und subtilen Zwischentönen getragen. Sie wurde in mehrere S pr achen übersetzt und für den Libris Literatuurprijs, den Independent Foreign Fiction Prize, den Prix Femina und den Prix Médicis nominiert.
Nach dem Roman »Hart van Glas« (1999; Ü: Herz aus Glas) über einen Ingenieur, mit dessen Traum von einem gläsernen Mehrzweckgebäude auch seine Liebesbeziehung scheitert, veröffentlichte van den Brink zuletzt »Reizigers bij een herberg« (2003; dt. »Spanien mit Leib und Seele«, 2003). Es enthält drei Essays, die mit persönlichen Erinnerungen an die in Spanien verlebte Zeit und dort genossenen Gaumenfreuden ein stimmungsreiches Portrait des Landes ergeben.
Neben seinen schriftstellerischen Tätigkeiten war van den Brink u.a. als Direktor des Zentrums für Gegenwartskunst Witte de With in Rotterdam tätig. Er arbeitete von 2001 bis 2002 als freier Redakteur beim TV-Kunstmagazin »Bonanza«, verfasste 2002 bis 2006 Kolumnen über Kultur und Politik für die Wochenzeitung »Vrij Nederland« und ist seit 2006 Direktor des Förderungsfonds der niederländischen Rundfunkanstalt. Van den Brink lebt mit Frau und drei Kindern in Amsterdam.
© internationales literaturfestival berlin
Reis naar de West
Amsterdam
Meulenhoff, 1986
Boven de grond in Washington en New York
Amsterdam
Meulenhoff, 1988
De vooruitgang
Amsterdam
Meulenhoff, 1993
De dertig dagen van Sint Isidoor
Amsterdam
Meulenhoff, 1994
Hart van Glas
Amsterdam
Meulenhoff, 1999
Über das Wasser
Hanser
München , 2000
[Ü: Helga van Beuningen]
Spanien mit Leib und Seele
Sanssouci
München, Wien, 2003
[Ü: Helga van Beuningen]
Übersetzer: Helga van Beuningen