Gilad Seliktar
Gilad Seliktar wurde 1977 in Rechovot, Israel, geboren. Er machte 2005 seinen Abschluss in Grafikdesign am Shenkar College of Engineering and Design in Ramat Gan. Seliktar illustriert Kinderbücher, veröffentlicht Comics und Illustrationen in israelischen Zeitungen, Kinder- und Jugendzeitschriften, Kulturmagazinen und ist auch für Kino und Fernsehen tätig.
2005 veröffentlichte er sein erstes Comic-Buch »Wer bist du überhaupt?«, das auf dem Fumetto-Comic-Festival in Luzern 2006 präsentiert wurde. Es geht darin um Fragen der Identität und des geistigen Eigentums von Künstlern. Die Graphic Novel »Ferme 54« (2008; Ü: Farm 54) basiert auf Texten von Gilad Seliktars Schwester, der Schriftstellerin Galit Seliktar. Die Geschwister behandeln hierin autobiografische Episoden: die Kindheit auf einer Farm im ländlichen Israel in den 1970er und 1980er Jahren, die Jugend während des ersten Libanon-Kriegs und den Eintritt ins Erwachsenenalter, der mit dem obligatorischen Militärdienst einhergeht. Vor dem Hintergrund von militärischen Konflikten und Gewalt zeigt das intime Buch, dass die turbulente Gefühlswelt von Jugendlichen universell ist. Die Graphic Novel wurde in fünf Sprachen übersetzt, gehörte 2009 zur offiziellen Auswahl des renommierten Festivals von Angoulême und zählte für »Publishers Weekly« zu den besten Büchern 2011. Auch Gilad Seliktars Graphic Novel »Tsav 8« (2014) behandelt Aspekte des israelischen Militärs: die Reserve, der alle Israelis, die ihren Wehrdienst abgeleistet haben, bis zu ihrem 40. Lebensjahr automatisch angehören. Jährlich gibt es für die Reservisten Übungen, im Konfliktfall können sie sofort mobilisiert werden. Gilad Seliktar wird 2012 im Vorfeld der »Operation Wolkensäule« im Gaza-Streifen eingezogen. Seine Aufgabe besteht darin, gemeinsam mit einem Chauffeur durchs Land zu fahren und die Einberufungsbefehle für andere Reservisten zu verteilen. Der sehr persönliche Bericht, der bisweilen ins Surreale kippt, bietet einen Blick aus Künstlerperspektive auf Israel, den Krieg und die unendliche Gewaltspirale im Nahen Osten. Ein durch und durch verschrobener Charakter ist der Protagonist von »Les démons de Mongol« (2009; Ü: Mongols Dämonen) – ein beschäftigungsloser junger Mann, der immer noch bei seinem Onkel und seiner Großmutter lebt und dessen Leben von Obsessionen und Neurosen bestimmt wird. Seliktars Illustrationen kennzeichnet eine zurückhaltende Eleganz. Mit sparsamem, minimalistischem Strich entwirft er präzise Szenen. Interessant erscheint sein Werk unter dem Aspekt der Farbgestaltung: Während die Bilder in »Tsav 8« vor allem bläulich und lachsfarben sind, sind die großformatigen Zeichnungen in »Ferme 54« eher monochrom gehalten.
Laut »Design Only« zählt Gilad Seliktar zu den wichtigsten israelischen Künstlern. Er lehrt an der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem.
Ferme 54
Editions ça et là
Bussy-Saint-Georges, 2008
[Ü: Laurence Sendrowicz]
Les démons de Mongol
Atrabile
Genf, 2009
[Ü: Raïa Del Vecchio]
Tsav 8
Editions ça et là
Bussy-Saint-Georges, 2014
[Ü: Raïa Del Vecchio]