Elsa Osorio
Elsa Osorio wurde 1952 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires geboren. Sie studierte an der dortigen Universität Literatur für das Lehramt und arbeitet seitdem als Schriftstellerin, Journalistin, Drehbuchautorin und Dozentin. 1994 verließ sie Argentinien, nicht zuletzt, weil sie mit der laschen Haltung bei der Aufarbeitung der Verbrechen der Militärdiktatur unter Präsident Carlos Menem nicht einverstanden war. Sie ließ sich in Madrid nieder.
Im Mittelpunkt ihres schriftstellerischen Werks steht die Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen argentinischen Geschichte. Dabei widmet sie ihre Aufmerksamkeit insbesondere den Auswirkungen der Politik auf das Individuum, die sie anhand von eindrücklichen Lebensläufen schildert. Die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« attestierte der Autorin, sie schaffe es, »die Leser davon zu überzeugen, dass die Mittel der Erzählkunst sich dort am wirksamsten zeigen, wo sie unseren Blick und unser durch die Phantasie geschärftes Interesse auf die Realität zurückführen.«
1982 debütierte sie mit dem Erzählband »Ritos privados« (Ü: Private Riten), für den sie im darauf folgenden Jahr den bedeutendsten Literaturpreis ihres Landes, den Premio Nacional de Literatura Argentina, erhielt. Es folgten u.a. »Beatriz Guido« (1991), ein biografischer Roman der argentinischen Schriftstellerin, und die Sammlung politischer und linguistischer Essays »Las malas lenguas« (1994; Ü: Die bösen Zungen).
Ihr sechster Roman, »A veinte años, Luz« (1998; dt. »Mein Name ist Luz«, 2000), stieß international auf begeisterte Reaktionen. Er trug ihr den Literaturpreis von Amnesty International ein, wurde in mehr als fünfzehn Sprachen übersetzt und in 23 Ländern veröffentlicht – lediglich in Argentinien fand sich zunächst kein Verleger. Der Roman behandelt ein düsteres Kapitel der Militärdiktatur. Er erzählt vom Schicksal und der Identitätssuche einer jungen Frau, die als Kind von Gegnern der Junta in Gefangenschaft geboren, von ihrer Mutter getrennt und einer regimetreuen Offiziersfamilie übergeben worden war.
Ein weiterer Schwerpunkt in Osorios Werks ist der Tango, den sie zunächst in einem ihrer Drehbücher, »La lección de tango« (1997; Ü: Die Tango-Stunde), thematisierte. Auch ihr letzter Roman, »Cielo de tango« (2006; dt. »Im Himmel Tango«, 2007), behandelt den argentinischen Tanz und verbindet Historie mit Fiktion. Er spielt, wie schon der vorherige, auf mehreren zeitlichen Ebenen und erzählt von zwei Familien unterschiedlicher sozialer Klassen, die vom Beginn des Aufstiegs Argentiniens um 1880 bis heute der Tango verbindet. Die Erzähltechnik dieses jüngsten Werks, das auch die Geschichte des Tanzes darstellt, ist dem Tango selbst abgeschaut: Es geht vor, zurück und seitwärts, und dann ändert sich die Richtung.
Zu Osorios weiteren Auszeichnungen zählen ein Preis für die beste Komödie sowie ein Preis für journalistische Satire. Sie lebt seit 2006 wieder hauptsächlich in Buenos Aires und hält dort seit kurzem Literatur-Workshops ab. Derzeit arbeitet sie an einem Band mit Erzählungen.
© internationales literaturfestival berlin
Ritos pr ivados
Losada
Buenos Aires, 1982
Reina mugre
Puntosur
Buenos Aires, 1990
Beatriz Guido: Mentir la verdad
Planeta
Buenos Aires, 1991
Cómo tenerlo todo
Planeta
Buenos Aires, 1993
Las malas lenguas
Grupo Editor Latinoamerica no
Buenos Aires, 1994
Mein Name ist Luz
Insel
Frankfurt/Main, 2000
[Ü: Christiane Barckhausen-Canale]
Im Himmel Tango
Insel
Frankfurt/Main, 2007
[Ü: Stefanie Gerhold]
Übersetzer: Christiane Barckhausen-Canale, Stefanie Gerhold,