Elena Ferrante
Elena Ferrante ist das Pseudonym einer Schriftstellerin, die in italienischer Sprache schreibt.
1992 erschien ihr Debütroman »L’amore molesto« (dt. »Lästige Liebe«, 1994), in dem sich eine junge Frau, angestoßen durch den ungeklärten Tod ihrer Mutter, mit deren Persönlichkeit und schließlich auch ihrer eigenen Vergangenheit und Herkunft aus einer aus Neapel stammenden Großfamilie auseinandersetzt. Erst zehn Jahre später erachtete Ferrante ein weiteres Manuskript einer Veröffentlichung für würdig. Etwa die Hälfte des Buches »I giorni dell’ abbandono« (dt. »Tage des Verlassenwerdens«, 2003) nimmt dabei die Schilderung eines einzigen Tages ein: Die Ich-Erzählerin ist plötzlich von ihrem Mann verlassen worden und zweifelt wahnhaft alles an, was ihr Leben bisher ausgemacht hat – ihr Familienleben, ihre Mutterrolle, ihre eigene Identität. In ihrem 2006 erschienenen Roman »La figlia oscura« (dt. »Die Frau im Dunkeln«, 2008) geht die Autorin erneut der Frage nach, was im Sinne einer praktischen Vernunft als an- und was als unangemessen zu betrachten sei. Dies gelinge der Autorin laut der »Neuen Zürcher Zeitung« auf psychologisch subtile Weise und jenseits aller Klischees, verankert in einem Kontext von tiefer Symbolkraft. Im Mittelpunkt der Erzählung steht eine erfolgreiche Frau in mittleren Jahren; bei einem Strandurlaub beobachtet sie – deren erwachsene Kinder gerade das Haus verlassen haben – die junge Mutter Nina mit ihrer kleinen Tochter und erkennt, welchen Preis sie für ihr eigenes Leben hat zahlen müssen. Des Weiteren erschienen »Storia della bambina perduta« (2014; dt. »Die Geschichte des verlorenen Kindes«, 2017), der vierte Teil der Neapolitanischen Saga, die 2011 mit »L’amica geniale« (dt. »Meine geniale Freundin«, 2016) begann. 2007 veröffentlichte Ferrante zudem das Kinderbuch »La spiaggia di notte« (dt. »Der Strand bei Nacht«, 2018) über eine am Stand zurückgelassene Puppe, die eine gruselige Nacht erlebt, weil ihre Puppenmutter ein anderes Lieblingsspielzeug gefunden hat. In »La Frantumaglia« (2016; dt. »Frantumaglia. Mein geschriebenes Leben«, 2019) gibt Ferrante in Briefen, Aufsätzen und Interviews Auskunft über ihr Leben und ihren schriftstellerischen Werdegang. Das Wort »Frantumaglia« stammt aus dem neapolitanischen Dialekt und ist Sinnbild für Unaussprechliches, Verwirrendes. Es wird in diesem Buch zum Sinnbild für die prägenden Impulse in Ferrantes Leben.
Die BBC kürte »L’amica geniale« zu einem der zwanzig bislang bedeutendsten Werke des 21. Jahrhunderts. Und die englische Ausgabe von Elena Ferrantes jüngstem Werk, »The Story of the Lost Child« (2015), stand 2016 auf der Shortlist für den Man Booker International Prize.
Lästige Liebe
S. Fischer
Frankfurt a. M., 1994
[Ü: Stefan Wendt]
Suhrkamp
Berlin, 2018
[Ü: Karin Krieger]
Tage des Verlassenwerdens
List
München, 2003
Suhrkamp
Berlin, 2019
[Ü: Anja Nattefort]
Frau im Dunkeln
Deutsche Verlags-Anstalt
München, 2007
Suhrkamp
Berlin, 2019
[Ü: Anja Nattefort]
Neapolitanische Saga
Meine geniale Freundin
Die Geschichte eines neuen Namens
Die Geschichte der getrennten Wege
Die Geschichte des verlorenen Kindes
Suhrkamp
Berlin, 2016/2017
[Ü: Karin Krieger]
Der Strand bei Nacht
[Ill.: Mara Cerri]
Insel
Berlin, 2018
[Ü: Karin Krieger]
Frantumaglia
Mein geschriebenes Leben
Suhrkamp
Berlin, 2019
[Ü: Julika Brandestini u. Petra Kaiser]