Duong Thu Hong
- Frankreich, Vietnam
- Zu Gast beim ilb: 2007
Duong Thu Huong wurde 1947 in der nordvietnamesischen Provinz Thai Binh geboren. Sie studierte an einer Kunsthochschule, die ins Umland von Hanoi verlagert worden war, um ihrer Zerstörung durch Bomben vorzubeugen. Im Alter von zwanzig Jahren wurde Duong gezwungen, eine arrangierte Ehe einzugehen. Anschließend war sie beinahe zehn Jahre lang Leiterin einer Künstlergruppe zur Unterhaltung der Soldaten an der Front, hauptsächlich an der Grenze zu Südvietnam, wo schwerste Bombardements stattfanden. Dort erlebte sie auch die Arroganz und Verachtung der kommunistischen Parteikader, die ihre Generation in dem Krieg anführten.
Nach Beendigung des Krieges durch die Kapitulation Südvietnams arbeitete sie in den Filmstudios von Hanoi. Sie ließ sich von ihrem Ehemann scheiden und wurde die erste weibliche Kriegskorrespondentin im Krieg gegen China. Gleichzeitig begann sie, eigene literarische Werke zu veröffentlichen. Bis heute verfasste sie zahlreiche Gedichte, Theaterstücke, Kurzgeschichten, Essays und Romane. »Ich hatte nie die Absicht, Schriftstellerin zu werden. Ich schrieb aus Schmerz. Schmerz ist das richtige Wort. Meine Romane sind Schmerzensschreie. Mein Werk ist untrennbar verbunden mit der Gesellschaft, in der ich lebe, mit dem Land, das mich pr ägte: Vietnam. Während des Krieges hatte ich keine Zeit, zu überlegen. Ich notierte einfach die Schicksale meiner Landsleute. Nach und nach wurde das zu einer Leidenschaft, und schließlich musste ich schreiben.«
Zu Beginn der achtziger Jahre äußerte Duong in Reden auf offiziellen Parteiveranstaltungen und Kongressen der Schriftstellervereinigung sowie in Interviews für verschiedene Parteipublikationen Kritik an Bürokratie, Korruption und »intellektueller Feigheit«. 1987 war sie mit dem Roman »Ben Kia Bo Ao Vong« (Eng. »Beyond Illusions«, 2002) die erste Schriftstellerin, die den diktatorischen Zugriff der Partei auf Kunst und Kultur an pr angerte und die vietnamesischen Intellektuellen für ihre Bereitschaft angriff, sich mit Lügen ihren Unterhalt, Ruhm und Macht zu verdienen. Nach ihrem dritten Roman »Nhung Thien Duong Mu« (1988; dt. »Bitterer Reis«, 1993), der die Schrecken der Landreform von 1953 thematisiert, wurde sie mit einem Publikationsverbot belegt. 1990 schickte sie ihr Manuskript des Romans »Tieu Thuyet Vo De« (dt. »Roman ohne Namen«, 1997) zur Veröffentlichung nach Frankreich und in die USA. Im selben Jahr wurde sie aus der Partei ausgeschlossen und ihr Dokumentarfilm über die unmenschlichen Lebensbedingungen in einem Lager für psychisch kranke Kriegsveteranen zerstört. 1991 wurde sie ohne Gerichtsverfahren inhaftiert und erst nach sieben Monaten aufgrund von internationalen Protesten freigelassen.
Duongs im Ausland veröffentlichte Romane erschienen auf Französisch, Englisch und in mindestens zehn weiteren S pr achen. Die Autorin wurde von der Französischen Regierung in den Stand eines Chevalier des Ordre des Arts et des Lettres erhoben. Sie wurde mit dem Preis der Prinz-Claus-Stiftung und dem Premio Grinzane Cavour ausgezeichnet. Außerdem wurden ihre Romane für den International Dublin IMPAC Award nominiert. Duong Thu Huong lebt zurzeit in Paris.
© internationales literaturfestival berlin
Liebesgeschichte, vor der Morgendämmerung erzählt
Horlemann
Unkel/Rhein, Bad Honnef, 1992
[Ü: Ursula Lies]
Bitterer Reis
Goldmann
München, 1993
[Ü: Sabine Lohmann]
Paradise of the Blind
Penguin
New York, 1994
[Ü: Nina McPherson, Phan Huy Duong]
Novel without a Name
W. Morrow
New York, NY, 1995
[T: Nina McPherson, Phan Huy Duong]
Roman ohne Namen
Unionsverlag
Zürich, 1997
[Ü: Ursula Lies]
Memories of a Pure Spring
Picador
London, 2001
[Ü: Nina McPherson, Phan Huy Duong]
Myosotis
Picquier
Arles, 2001
[Ü: Phan Huy Duong]
Beyond Illusions
Picador
London, 2003
[Ü: Nina McPherson, Phan Huy Duong]
Itineraires d´enfance
Editions Sabine Wespieser
Paris, 2007
[Ü: Phuong Dang Tran]
L´Embarcadere des femmes sans mari
L´Aube
La Tour d’Aigues, 2007
No Man´s Land
Hyperion
New York, 2005
[Ü: Nina McPherson, Phun Huy Duong]