David Mitchell
David Mitchell wurde 1969 in Southport, Lancaster, geboren und wuchs in Malvern, Worcestershire, auf. Er studierte Englische und Amerikanische Literatur an der University of Kent in Canterbury und schloss mit einem Master of Arts in Komparatistik ab. Danach verbrachte er ein Jahr in Catania, bevor er nach Hiroshima zog, wo er gemeinsam mit seiner Frau acht Jahre lang lebte und, wie bereits auf Sizilien, Englisch an der dortigen Universität unterrichtete.
Mitchells Romandebüt »Ghostwritten« (1999; dt. »Chaos«, 2004) wurde von der Kritik enthusiastisch aufgenommen und gewann u. a. den John Llewellyn Rhys Prize. Auch Schriftstellerkollegen wie William Boyd oder A. S. Byatt zeigten sich beeindruckt und priesen den »Roman in neun Teilen« als eines der besten Erstlingswerke in jüngster Zeit. Darin zeigte sich bereits Mitchells Vorliebe für komplexe, multiperspektivische Erzählstrukturen. Die Handlungsstränge sind dabei derart miteinander verwoben, dass die Verbindungen zwischen den neun auf dem gesamten Globus verteilten Protagonist*innen nur Stück für Stück und oft nur auf subtile Weise sichtbar werden. Die literarische Weltreise, die in Tokio beginnt und in New York endet, ist darüber hinaus mit zahlreichen literarischen, philosophischen und historischen Referenzen angereichert. Sein zweiter Roman »Number 9 Dream« (2001; dt. 2011) spielt in Japan und erzählt von der Suche eines jungen Mannes nach seinem Vater. In der ersten Person erzählt, bezieht Mitchell in der Gesamtkomposition verschiedenste Textarten ein. Jene formale Extravaganz lotete Mitchell mit seinem folgenden und bisher erfolgreichsten Werk »Cloud Atlas« (2004; dt. »Der Wolkenatlas«, 2006) vollends aus. Es changiert souverän zwischen literarischen Genres und springt wild auf der Zeitachse umher – von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in eine unbestimmte, dystopische Zukunft. Auf diese ambitionierten narrativen Konstrukte ließ er den autobiografisch angehauchten Bildungsroman »Black Swan Green« (2006; dt. »Der dreizehnte Monat«, 2007) folgen. »The Thousand Autums of Jacob de Zoet« (2010; dt. »Die tausend Herbste des Jacob de Zoet«, 2012) ist ein präzise recherchierter Historienroman und zugleich eine Liebesgeschichte zwischen einem holländischen Handelsreisenden und einer japanischen Hebamme, anno 1799 auf der Insel Dejima in der Bucht von Nagasaki. »Slade House« (2015; dt. 2018) handelt von einem Haus in London, in dem ein Geschwisterpaar Besucher*innen ihre Seele raubt, um selbst unsterblich zu sein. »Utopia Avenue« (2020) erzählt die Geschichte der gleichnamigen Band, die 1967 aus der Londoner Psychedelic-Szene hervorging.
Neben seinen Romanen verfasste Mitchell auch das Libretto der Oper »Wake«, die 2010 in der niederländischen Nationaloper uraufgeführt wurde. »Der Wolkenatlas« wurde von Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern verfilmt. Mitchell lebt in Clonakilty im County Cork, Irland.
Chaos
Ein Roman in neun Teilen
Rowohlt
Reinbek, 2004
[Ü: Volker Oldenburg]
Der Wolkenatlas
Rowohlt
Reinbek, 2006
[Ü: Volker Oldenburg]
Der dreizehnte Monat
Rowohlt
Reinbek, 2007
[Ü: Volker Oldenburg]
Number 9 Dream
Rowohlt
Reinbek, 2011
[Ü: Volker Oldenburg]
Die tausend Herbste des Jacob de Zoet
Rowohlt
Reinbek, 2012
Slade House
Rowohlt
Hamburg, 2018
[Ü: Volker Oldenburg]
Utopia Avenue
Sceptre
London, 2020