Daniela Catrileo
Daniela Catrileo, geboren 1987 in Santiago de Chile, ist Schriftstellerin, Künstlerin, Aktivistin und Philosophie-Dozentin. Sie hat an der Universidad Metropolitana de las Ciencias de la Educación ein Studium der Pädagogik und Philosophie absolviert. Sie organisiert literarische Workshops, ist aktives Mitglied des Mapuche-Kollektivs »Rangiñtulewfü« und war 2012, 2016 sowie 2020 Stipendiatin des chilenischen Ministeriums für Kultur, Kunst und Erbe. Catrileo engagiert sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung Chiles. So hat sie 2018 in Kooperation mit dem Filmemacher Rocío Chávez García und der Professorin Carolina Herrera Águila in Santiago de Chile eine mehrteilige Intervention mit dem Titel »Mari pura warangka küla patakamari meli: 18.314« realisiert. Die Arbeit thematisiert die Ungerechtigkeit, die den Mapuche durch das 1984 während der Pinochet-Diktator erlassene Antiterrorismusgesetz 18.314 widerfahren ist.
Als Schriftstellerin ist Catrileo bisher vor allem mit ihrem lyrischen Werk in Erscheinung getreten. Der Titel ihres ersten Gedichtbands »Río Herido« (2016) geht auf ihren eigenen Nachnamen zurück: »Catrileo« ist eine hispanisierte Form des Mapuche-Worts »katrü lewfü«, das »verletzter Fluss« bzw. »río herido« bedeutet. Catrileo zeichnet die Migration der Mapuche nach, die aus ihren südlichen Siedlungsgebieten in den Norden des Landes gezogen sind, und macht den Fluss zur Metapher und zum Symbol für den Identitätsverlust und den anhaltenden Widerstand der Mapuche gegen Auslöschung und Assimilierung. Es folgten »El teritorio del viaje« (2017; Ü: Reisegebiet), die Digital-Publikation »Intervertebrada« (2017) und der Band »Guerra Florida / Rayülechi Malon« (2018; Ü: Blühender Krieg), für den Catrileo von der Stadt Santiago de Chile 2019 mit dem Premio Municipal de Literatura in der Kategorie Lyrik ausgezeichnet wurde. Ihre jüngste Publikation »Piñen« (2020; Ü: Schmutz, der am Körper haftet) ist der erste Prosaband der Autorin. Er versammelt drei Erzählungen, die in den postdiktatorischen neunziger Jahren an der kapitalistisch zugerichteten »Peripherie der Peripherie« Santiagos spielen. Es geht um Tod und Gewalt, allgegenwärtigen Rassismus und Missbrauch, Ungleichheit und weibliche Mapuche-Identität. Catrileo bedient sich einer sinnlich-visuellen und symbolisch aufgeladenen Prosa, die die lebensfeindlichen Verhältnisse jener Zeit und die Parallelen zur chilenischen Gegenwart schonungslos offenlegt. Die Texte sind noch vor den chilenischen Protesten vom Oktober 2019 entstanden, dennoch handelt es sich laut der Historikerin Claudia Zapata Silva um »ein literarisches Werk aus den Schützengräben der Gegenkultur […], dem in den bereits im Entstehen begriffenen Archiven der Revolte ein prominenter Platz gebührt«.
Daniela Catrileo veröffentlichte außerdem zahlreiche Artikel und Essays in chilenischen und argentinischen Zeitungen und Zeitschriften. Sie lebt in Santiago de Chile.
Río Herido
Edicola
Santiago de Chile, 2016
El territorio del viaje
Archipiélago
Santiago de Chile, 2017
Edicola
Santiago de Chile, 2021
Invertebrada
LUMA/Westbau
Zürich, 2017
Guerra Florida / Rayülechi malon
Del Aire
Santiago de Chile, 2018
Tege
Barcelona, 2019
Piñen
Pez Espiral
Santiago de Chile, 2020